Sonntag, 22. März 2015

Menschen

Es ist schrecklich, Menschen lesen zu können.
Die Bewunderung einer Magersüchtigen für die andere in einem einzigen Blick zu erkennen; eine ausgedachte Geschichte oder Lüge an einer Augenbewegung ablesen.
Es ist Fluch wie Segen. Emotional getrübt verdrängt man Erkanntes und heißt sich schlussendlich 
einen Idioten, lässt den Verstand wieder arbeiten und dadurch erlangt man wieder Wissen.
Es ist schrecklich, etwas zu wissen. Vor allem über Menschen.
Was die einen für bewundernswertes Lächeln trotz eines Schicksalsschlages nennen, erkennen wir als tot an. Die traurigen Augen zum grinsenden Gesicht. Die Flüchtigkeit.
Wie lange braucht es, sich ein Bild von einem Menschen zu machen?
Keine Ahnung...
Aber zu erkennen und nachzuvollziehen, was ein Mensch gerade jetzt fühlt oder denkt ist mit genügend Informationen nicht schwer.
Nur die Konsequenzen...
Es ist schrecklich, Menschen lesen zu können.
Und fast unmöglich, sie zu verstehen, zu wissen warum wer wie denkt und warum nicht.
Dafür müsste man mit ihnen reden, dafür müssten sie reden wollen.
Machmal schafft dieses Reden etwas so Wunderbares, Einzigartiges, dass etwas entsteht was für immer bleibt.
Was ist Freundschaft anderes, als lesen und verstehen?
Natürlich auch missverstehen und korrigieren. Aber das ist natürlich und normal.
Und dann verrät einem der Blick in das Gesicht eines Freundes alles, was man wissen muss. Und wenn es ein trauriges lächeln ist und man nicht fragen darf, dann ist das schlimmer, als selber nicht sprechen zu können, zu wollen, zu dürfen, zu wasauchimmer.
Es ist schrecklich Menschen lesen zu können, es ist schrecklich, sich zu irren, es ist schrecklich, recht zu haben.
Aber Menschen lesen und verstehen hilft auch. Denn nur so können wir ihnen helfen, sich zu begreifen.

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Menschen sind dumm, denn sie wissen nichts.
Wir sind seltsam. Wir Menschen. Oder besser das, was zwischen uns liegt.
Ich grübele seit ich denken kann über dieser Frage und ich denke, ich werde mir nie eine Meinung bilden wollen.
Wo hört Liebe auf und wo fängt sie an?
Manchmal bin ich geneigt zu denken, dass Liebe schon das kleinste bisschen Zuneigung, sogar nur Aufmerksamkeit ist.
Aber dann wäre Hass ja auch nur Liebe.
Ist Liebe alles, was zwischen zwei Menschen steht?
Oder steht da..... Kann da überhaupt noch etwas stehen?
Ich bin mir nicht sicher, ich bin lieber vorsichtig.
Deswegen hasse ich niemanden. Ich bin noch der Überzeugung, dass das geht... Gehen kann.
Kann man einen Mörder lieben? Als Mutter, als Frau, als Schulfreund?
Und kann man das beurteilen aus so weiter Entfernung?
Wir wissen nicht, wann wir lieben.
Liebe generell ist ein schlechter Begriff.
Er muss für alles herhalten zwischen Hass und.... Ja was eigentlich? Vollkommener Liebe?
Wir leben im  21. Jahrhundert, wer glaubt da noch an Gespenster!
Liebe sollte bestehen zwischen ehrlichen Menschen, egal woher sie stammen.
Trotzdem sind die Worte "Ich liebe dich" heutzutage viel zu schnell gesagt.
Trotzdem gibt es Hass.
Gibt es irgendeine Sprache, ein Lexikon, ein sakrales Pergament, eine versteckte Formel,
irgendetwas, das uns Menschen verstehen lassen kann?
Wir sind allein, manchmal zu allein, mit vielen Fragezeichen.
Und zu verdreht und zu verquer, um zu begreifen, dass Menschsein Lieben heißen kann.

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