Dienstag, 10. November 2015

Emotional priviligiert

Was das Leben kostet!
Was ich kosten darf ist also Leben.
Ist es für jeden so bittersüß?
Ich koste dem Leben zu viel. Ich weiß.
Ich weiß, ich koste mehr als mein Leben, inzwischen.
Ich koste all die Menschenleben, die das Geld gekostet haben muss, dass meine Vorfahren sich erfressen, erprügelt und erkauft haben müssen.
Wäre ich sonst hier und du dort?
Ich koste jeden Bissen, den ich hier mehr esse, als du dort.
Ich koste jeden Buchstaben, den ich auf Papier schreibe, den du nicht verstehst.
Ich koste jede Sekunde, die ich länger lebe als du.
Bin ich wert, was ich koste?
Du bist, was du isst, sagte man. 
Traurig, nicht wahr? Ich bin nicht mehr, als ich koste.
Und alles, was bleibt ist die Hoffnung auf eine Rechnung, die wir teilen könnten, weil es da einen gemeinsamen Nenner gibt.  
Ein Lächeln könnte darauf stehen. 
Ich würde es dir gern ausgeben.
Bloß haben wir arme Leute ein Recht darauf?
Können wir uns das leisten? 

Egal, wir, ich und du, haben es uns beide manchmal verdient.
_


Da sind wir nun.
Endlich angekommen in getriebener Irrjagt.
Schön, hier oben am Boden des Seins.
Du, ihr. Ihr fahrt Achterbahn, rauf und runter immer um mich herum, nährt eure Drachen, und tötet sie.
Immer wieder.
Immer wieder die Selben.
Ihr wollt zum Boden, aber rennt vom Dach des Hauses in den Keller.
Es ist mein Fehler. Ich verstehe euch nicht.
Kann alles sehen und bin doch blind.
Verstehen. Schön und gut.
Helfen? Keine Zeit.
Selbsthilfe? Zu viel verlangt.
In unserer schnellebigen Zeit ist kein Platz für selbstkritische Betrachtung.
Aber ich bin schuld.
Ihr redet.
Ich nicke. Der Achterbahn hinterherblickend, auf meiner kleinen Schaukel verweilend.
Ich bin der Böse.
Denn ich hab auch keine Ahnung: Ich bin langweilig.
Emotional privilegiert.
So weit sind wir gekommen.
Endlich angekommen.

Sonntag, 27. September 2015

Du und Sie und Er und Wir

Du gehst, ich gehe, wir gehen. Und ich gehe zu mir. 
Und du gehst zu ihr.
Ich weiß, dass du sie küsst wie mich, dass du sie hälst wie mich. 
Ihr habt ein Ablaufdatum, wie wir. 
Du vertraust ihr, du kochst für sie, du trinkst mit ihr, du berührst sie... Wie mich Du weißt nicht, wie das ist. 
Du. 
Und sie. 
Und... Und ich werfe das Telefon nach dir, weil ich weiß, dass sie das nicht tut. Ich und du, wir schreien uns an, weil ihr das nicht tut. 
ch hasse dich, weil du sie nicht hasst. 
Ich lasse die Tür offen, weil sie es dir recht macht.
Ich verliebe mich nicht neu, weil sie es doch irgendwann tut. 
Ich werde alt, weil sie jung ist. 
Das ist, was mir noch bleibt. Aber ich weine, weil ich hoffe, dass sie nie weinen muss für dich.


_



Manchmal, wenn ich dich anseh'
Da fehlen mir die Worte.
Schönheit und Selbstbewusstsein
Eine teuflische Mischung.
Nicht gut für mich?
Manchmal, wenn ich dir zuhöre,
Da fehlen mir die Worte.
Denn oft reden wir mit anderen.
Manchmal, wenn wir streiten,
Da fehlen mir die Worte
Kann nicht sagen, was ich dir vorwerfen will
Machmal, wenn ich mich anseh',
Da fehlen mir die Worte
Warum WILL ich?
Warum werfe ich vor?
Manchmal, wenn du mich ansiehst,
Da fehlen mir die Worte.
Ob Trauer, Liebe – egal
Manchmal, wenn ich mich anseh',
Da bin ich froh fehler zu haben
UND DOCH
Manchmal wenn ich uns anseh'
Da fehlt mir etwas.
Manchmal wenn ich uns anseh',
Da fehlt mir ein Wort
Manchmal, wenn ich uns anseh',
Da fehlt mir ein „Wir“

Montag, 14. September 2015

Pause um zu Wollen


Einatmen. Ausatmen.
Das ist es doch, was wir machen.
Das ist es, was wir machen, wenn wir die Welt ganz kurz anhalten wollen. 
Wenn wir weg von all dem Lärm sind und nur das Knistern in den Ohren zurückbleibt, das klingt als hätte man ein million mücken ins Trommelfell eingenäht. 
Wenn das Blut im Kopf rauscht wie ein Hammer der geschwungen wird. 
Wenn es still wird.
Das ist diese eine halbe Minute, die wir uns gönnen.
Augen, Ohren, Mund zu. Atmen.
Wenn wir merken Teil einer Gruppe zu sein, die existiert. 
Die existert, weil es eben dieses laute Leben gibt.
Auch wenn ich oft Behauptungen aufstelle, so stelle ich lieber Fragen.
Heute ist das meine Frage: Wann sind wir ganz wir selbst?
Und ich gebe euch meine Vermutung: Dann wenn wir einatmen, ausatmen.
Denn manchmal braucht es nicht mehr, um zu schweben.




-




Raus.
Also raus aus dieser Haut.
Also raus aus dieser Welt und raus, nach oben und weit weg
Und raus aus diesem Kartenhaus, das heut noch steht und morgen schon zusammenfällt-
Hauptsache mit Pokerface.
Also raus-Also wohin?
Will hin, wo der Pfeffer wächst, der die Suppe salzt, 
Will alles gehn nur keinen Weg, ob eigen oder fremd.
Will überall schwimmen, bloß nicht gegen oder mit dem Strom.
Will dahin, wo das Spieglein, das Spieglein an der Wand ein Fenster ist.
Will hin, wo der Apfel dem Stamm gute Nacht sagt,
Wo aller guten Dinge bunt sind,
Wo Abend und Tag nicht voreinander gelobt werden müssen, weil sie wissen, wer sie sind.
Will, wo Mäuse noch so viele Fäden abbeißen, wie sie wollen, sein
Und wo probieren und studieren noch miteinander baden gehen.
Also dahin, wo die Liebe hinfällt, damit ich über sie stolpere.
Also raus.


Sonntag, 28. Juni 2015

Alles was fehlt...

Vielleicht ist alles was fehlt nur ein Tee und das bisschen Sonne da draußen...

_


Alles, was fehlt, habe ich aus dem Fenster geworfen.
Jetzt liegt es alles da, neben dem Geld, das dort gelandet ist, weil es dazu bestimmt war, mich glücklich zu machen.
Ich schaue nach unten und sehe das, was fehlt:
Der Präsentierteller,
Der Samthandschuh,
Das Blatt von meinem Mund
Und der grau melierte Einstein liegen dort.
Ich lächle. Das ist also, was fehlt. Das ist, was ich brauche.
Zwischen den Scherben des endgültig zerbrochenen Kruges, sehe ich das stetig halbvolle Glas liegen. Endlich ist es leer.
Ich wende mich, mein Blick schweift durch unsere kahle Wohnung.
Endlich habe ich genug Platz, durch die Zimmer zu tanzen.

Sonntag, 7. Juni 2015

Zeit

Immer wenn jemand sagt, dass Zeit vergeht, dann denke ich mir: nein.
Zeit vergeht nicht. Zeit bleibt. Wir vergehen. Immer wieder.
Aber Zeit...Zeit ist stetig. Sie bleibt einfach da. Du kannst nirgendwo hingehen wo es keine Zeit gibt, denn Zeit ist einfach überall.
Das glaube ich.
Ich glaube nicht an Gott. Das brauche ich nicht. Ich finde es verrückt genug an das Gute in Menschen zu glauben. Aber ich will niemandem etwas vorschreiben und niemandem etwas nehmen, dass er braucht.
An Zeit muss man nicht glauben. Sie ist da. Und wir vergehen in ihr. Am Anfang gerne, später nicht mehr.
Daran gewöhnen wir uns wohl nie...wir kleinen Menschen...und die große Zeit.
Und egal was alle Physiker mir sagen und vorrechnen. Ich glaube, dass diese eine Zeit noch da sein wird wenn wir schon längst nicht mehr sind. Sie wird bleiben und von uns zeugen.
Nie andersherum.

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F2,F2,F1
Das kann es doch nicht sein.
Die Formel ist doch richtig. Es gibt doch nur Plan A.
Was faselst du von Plan B?
EVA-Prinzip: Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe.
Lernen, Leben, Sterben - das dritte Wort zerstört die Alliteration.
Es bleibt Plan A.
Auch, wenn ich manchmal denke, dass ich alle drei Stationen auf einmal erlebe.
Variablen sind variabel.
Drei verdammte Unbekannte und was hinter dem = steht - will ich es wissen?
Gibt es eine konkrete Aufgabenstellung, oder soll ich das einfach erstmal alles irgendwie umstellen?
F2,F2,F1 - und damit hast du Unrecht!
Die zweite Variable ist keine reelle Zahl.
Da ist noch was dazwischen, nichts Ganzes, nichts Halbes und trotzdem ergibt es Sinn.
DEL/DEL-A/Alles-löschen?/Ja:[F1]
Das ist für mich kein Lösungsweg.
Meine Formel ist mindestens genauso gut, wie deine.
Ich brauche länger zum Umstellen und ich muss noch lernen, wie das geht.
Und wenn du mir jetzt sagst, mein Speicherplatz reicht nicht, halte ich dir eine Handvoll SD Karten unter die Nase.
Danke, dein Weg bringt mir nichts.
Nein, ich will nichtmal deinen Lösungsansatz!
F2,F2,F1 ist kein Plan B für mich.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Wo ist Robin Hood?

Hast du vergessen, mir zu sagen, 
Dass es so ist und nicht anders?
Hast du vergessen, zu erwähnen,
Dass es wahr ist und nicht falsch?

Hast du vergessen, nebenbei,
Wo du hinführst, wenn wir folgen?
Hast du vergessen, mitzuteilen,
Dass wir enden, wo wir sind?

Hast du vergessen, mich zu sehen,
Wie ich stehe, nicht allein?
Du hast vergessen mich zu fragen,
Denn ich will kein Diener sein.


_


Sie wissen das doch!
Sie haben doch die Toten gesehen!
Oder von ihnen gehört: Mittelmeer, sie erinnern sich?
Wie viele Menschen müssen noch ertrinken damit die da unten endlich kapieren, dass hier kein Platz mehr für sie ist!
Das Boot ist voll. Also unseres. Nicht das mit 400 Menschen Flüchtlingen.
Das sagen sie nicht. aber das denken die.
Sie wissen das doch!
Und sie hören sich das alles an, diese Gesellschaftskritik, und machen brav "hmm" und "hmmhmm", aber es passiert nichts!
Und es wird nie etwas passieren. nicht bis endlich alle tot sind.
Alle. Auch der letzte Primat.
Ich habe jetzt lang genug unter diesen Menschen gelebt um zu wissen: Wenn wir einen Begriff von  Menschlichkeit bewahren wollen, dann sollten wir uns noch schneller selbst vernichten als jetzt.
Die Menschheit braucht einen würdevollen Abgang. Einen Unfall.
Ein Gramm Antimaterie, das würde reichen.
Dann war es ein Unfall. Dann können sie über uns sagen: "Es hätte noch gute Menschen gegeben".
Was läuft hier Falsch?
Sie wissen das doch!
Aber sie machen nichts! Sie gehen zur Arbeit, in die schule, zum Sport, zur Freizeitbeschäftigung ihrer Wahl; wer hat denn da Zeit für Politik!
Und während sie ihre Socken in der Waschmaschine suchen wird da draußen Lobbyismus langsam zum Guten Ton, denn man macht Politik nicht mehr für das Volk, sondern für das Geld.
Und das wissen Sie auch!
Aber es passiert nichts! Und ich möchte schreien, dem ganzen Bundestag und der EU-Regierung, denen möchte ich ins Gesicht schreien, sie anspucken, solang bis endlich jemand gerettet wird der keine Bank ist.
Wir haben die Kontrolle über die die uns lenken verloren, klar hier und da soziale Reglungen, dort ein kleiner Wahlkampf. Aber es gibt immernoch diese, die immer wieder die selbe Partei wählen. "Ist doch alles gut" sagen die. Und denen will ich auch ins Gesicht schreien, will schreien: "Es Sterben grade überall auf der Welt nur die Menschen die nichts haben!".
Und genau das ist es.
Es sterben die Armen, die mit nichts als der Hoffnung in der Hand auf ein überladenes Boot steigen. Und sie wissen das sie untergehen werden.
Und die Mächtigen da oben lassen sie nicht her, weil sie Angst haben. Denn die wissen: wenn du ganz oben bist, dann ist nur noch der Weg nach unten da.
Und es fängt überall an. Dass die, die nichts mehr haben das Gefühl haben es sollten auch mal die sterben die viel haben. Und wenn du nichts hast ist alles viel. Auch Ihr Gehalt.
Ob Sie das aufhalten können?
Das wissen Sie doch: nein. Die freie Marktwirtschaft ist ein blendend funktionierendes system. Es geht immer schneller bergauf und alle verdienen Geld. Nur die ganz unten nicht.
Die sagen immer: Jeder kann seine Chancen und Vorteile nutzen. Aber das sagen sie dir nicht im Slum. Da wüdest du sie auslachen. Welche Chancen denn?
Die Schere zwischen Arm und Reich ist zur sense Geworden. Und keiner kann uns helfen. Nicht ich, denn wenn ich euch anschreie zieht mich eine Polizei weg, die das schützt was der Elite dient.
Robin Hood würde helfen. einer der den Reichen nimmt und den Armen gibt.
Ein genialer Computerfreak, der sich in eine Schweizer Bank einhackt und dann gemütlich die Steuersünderkonten plündert um damit Unterkünfte zu bauen, Jobs zu ermöglichen. für all die die nichts mehr haben.
Aber das gibt es nicht.
Die haben ihre Menschlichkeit in Geld ertränkt.
Sie wissen das doch.
Und sie können gerne auf die Straße gehen und mit ein paar Hippies singen und tanzen und sagen: "Make love not war". und die da oben werden nur den Kopf schütteln und lachen, weil sich mit krieg besser geld verdienen lässt.
Sie können nichts tun.
Ich kann nichts tun.
Abwarten und Tee trinken.
Ein Gramm Antimaterie, das würde helfen
Wo Robin Hood ist?
Das wissen sie doch.
Der ist Zuhause und fett, denn der Sheriff von Nottingham bezahlt ihn jetzt.








Montag, 27. April 2015

Kriminell


Ich sitze hier und Frage mich, warum er noch geweint hat.
Nach all den Toten.
Nach jahrelang... Diesem eiskalten Gesicht.
Und warum? Warum macht jemand so etwas?
Wer hasst so sehr?
Oder ist es hass? Ist es überhaupt hass? Wäre das das einfachste, aber die Wahrheit liegt tiefer, viel viel weiter unten?
Diese vielen Briefe, immer waren seine Leute vor mir da, immer war ich zu spät.
Jahrelang diese Schuldgefühle. Und jetzt stehe ich vor ihm. Alles ist weiß in diesem Raum, bis auf den Monitor, er ist schwarz.
Und ich begreife, dass es nicht meine schuld war. Egal, was ich hätte besser machen können, es war seine Schuld, seine Ganz allein. Oder?
Ich schaue ihn mir nochmal an, ich hätte ihm gerne einmal in die Augen gesehen, aber irgendjemand hat sie schon geschlossen.
Und mir wird klar, dass es Hoffnung war. 
Er hat es nie selbst getan. Er hat immer dieselben handeln lassen.
Er hatte die Messer nie in der Hand.
Es waren immer die einsamen gewesen, die er veranlasst hatte.
Sie hatten keine Wahl, denn er war es, der die Fäden in der Hand hatte.
Aber trotzdem hatte er Hoffnung. Hoffnung, dass einer es nicht tun würde.
Dass einer aufgeben würde, einfach aus Moral, nicht aus Sinn.
Weil er nie jemanden gekannt hatte, der so war. Alle waren immer nur einsam und motiviert und dennoch unendlich traurig.
Und er hat gehofft, gehofft dass einer besser war, als er. Als die von damals.
Ihn hat keiner überlebt. Aber er eben auch nicht.
Ob es das erste mal war, dass er geweint hat? Oder schon damals, als...
Oder dann, beim ersten...
Ein Psychopath.
Er war krank. Völlig. Ich sollte ihn hassen. Oder?
Was stehe ich noch hier!
Sein fall ist abgeschlossen.
Und ich habe noch Hoffnung, ich glaube an das Gute im Menschen und wenn ich der letzte Mensch auf Erden bin... 
Das Gute im Menschen.Oder ist es doch nur am Menschen?
Ich kämpfe dafür. Ich habe noch nicht ganz gegen ihn verloren. 
Ich habe noch etwas, dass ihm bis zum Schluss gefehlt hat.
Denn seine Hoffnung starb mit ihm, meine stirbt zuletzt

_

Ich bin deine gebrochene Lanze.
Bin der, der nicht hielt was er versprach.
Bin nicht das was ich scheine,
sag nicht das was ich meine,
weil ich es nicht sagen darf.

Ich bin Kriminell,
bin, wen du glaubst zu kennen,
jetzt noch besser als zuvor.
nein. 
Ich versteck mich nicht hinter meinen Geschichten,
Alle Welten und Charaktere sind ich, denn
Mich zu suchen, vor mir zu verstecken, das ist mein Leben,
Genauso wie deines und eben
Da liegt die Komik, die verdreckte Tristess.
Doch durch all das verletzten hat sich entsetzten gesetzt.
Ich bin kriminell, bin Mörder deiner Autobiographie.
Bin die Stunde des Schreckens, Schuld der Lethargie.
Und warum?
Weil ich mich verändert habe.
Oder weil du mich dazu machst.
Und du hast das Recht dazu. 

Aber du wirst mir keine Selbstzweifel entlocken.

Freitag, 17. April 2015

Eine große Familie.

Sie ist zwölf.
Und sie ist schlau.
Und eigentlich fühlt sie sich wie in einer falschen Zeit.
Ja, sie fühlt sich auch erwachsener, 
vor allem aber fühlt sie sich wie aufgewacht im falschen Jahrhundert.
Sie lebt jetzt in einem Jahrhundert, in dem täglich ihre innere Stimme brüllt.
Natürlich brüllt sie nie wirklich, denn dann wäre sie ja nicht besser als die, wegen denen sie brüllt.
Manchmal denkt sie, dass es sinnlos ist, noch zu schweigen.
Manchmal würde sie es aussprechen, auch wenn es dumm klingt, irgendwie banal und kindisch. 
"Habt euch doch einfach mal lieb!"
Ist das denn so schwer?
Denn wenn man darüber nachdenkt, ist das die einzige Wahrheit, 
die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu retten.
Sie sind doch viel älter als sie und sie kann sich nicht vorstellen, 
dass sie jemals begreift, warum nicht. Vermutlich wird sie es dennoch, denn jeder wird mal erwachsen.
Aber wenn man sie fragen würde, ob sie das wollen, dass sie sich anschreien.
Ob sie dabei wirklich nie an sie gedacht hatten, wenn man einmal fragen würde, 
wo sie hindenken, wenn sie aufeinander losgehen. 
Sie sind doch ein Vorbild, für ein Kind, wie sie.
Ob man sich nicht einfach hinsetzten und reden könnte, wie vernünftige Kinder.
Dann würden die Großen nämlich auch verstehen, dass sie doch eigentlich das Gleiche wollen. 
Dass sie glücklich sind. Und dass das Geld reicht. Und dass keiner von den Dreien Schäden nimmt.
Sie schaut sich um, im Wohnzimmer, wo die beiden immernoch so laut sind. 
So laut, dass sie sich selber gar nicht mehr hört.
Niemand könnte bei diesem Lärm noch denken. 
Und dann schaut sie neben sich, 
ihre Mutter und ihr Vater sitzen friedlich am Tisch und lesen Zeitung.
Sie sind nicht diese lauten Menschen.
Wer schreit? Das fragt man noch? 
Die Mutti. Und der Bomber.


_



Sie ist zwölf
Und das ist viel zu klein. Um ihren Hals hängen drei große Klötze:
Bildung.
Intuition.
Und Empathie.
Das ist eigentlich gut, aber nicht wenn du zwölf bist, wenn sie in deiner Klasse von Wendy auf die Bravo wechseln, oder was die Kinder heute so auf dem Gymnasium lesen.
Wenn du zu schlau redest, dann finden sie dich komisch und wollen nichts mit dir zu tun haben.
Wenn du intuitiv handelst dann verstehen sie dich nicht und haben Angst.
Und wenn du Menschen leiden siehst dann musst du weinen und davor haben sie alle auch Angst, denn Emotionen zu zeigen ist unerwünscht. Das bringen sie den Kindern bei, wenn sie so alt sind.
Und sie ist schlau und intuitiv und hat kaum Freunde.
Sie ist oft einsam und versucht diese Welt zu kopieren, die da um sie herum pulsiert, aber durch kopieren versteht man nicht.
Sie ist oft einsam. In einer Großfamilie hat nie jemand Zeit...
Und das alles mit zwölf, aber ihr könnt euer Mitleid zuhause lassen. Sie ist stark. Stärker als so viele von euch Wichtigtuern. 
Ja sie wird fallen, wieder und wieder, aber sie wird immer wieder aufstehen können.
Denn so eine Großfamilie bietet auch Halt. 
Denn stark werden wir nur, wenn wir begreifen, dass Fallen und Aufstehen notwendig sind 
und, dass Berge nunmal bestiegen werden müssen.
Sie ist zwölf. Und sie weiß das alles vielleicht nicht. Aber sie spürt es.

Montag, 13. April 2015

-ohne Titel-

Improvisier' euch mein Leben aus voller Seele.
Aber ihr applaudiert nicht.
Ist nur ein Leben, das jeder lebt.
Da wird nicht applaudiert.
Wann begreift das Irgendwer?
Wann begreife ich das?
Wir sind keine Schauspieler auf Bühnen, wir sind keine Fürsten und Könige.  Wir sind so wie wir sind. Ohne Titel. Keiner steht für uns auf und applaudiert. Wir tuen es doch auch nicht. Warum auch?
Gebt mir ein bisschen Zeit, die Last kurz von der Schulter zu nehmen und den Kopf unter Normalität zu halten.
Dann geht das. Auch ohne Applaus.


-


Ich stolpere ihr hinterher.
Meine Knochen ziehen mich nicht nach oben, ich laufe ungelenk.
Zu oft, immernoch, geben sie, gebe ich, nach.
Ich habe sie noch nicht, die Überschrift. Nur um mich herum weiß jeder, was über seiner Geschichte steht.
Über mir steht nichts, nichts strafft von oben, zieht an meinen Augenlidern.
Meine Gedanken wackeln. Meine Fragen fallen.
Is all the world a stage? Shakespeare?
Dieses Leben - Zufall? Darwin?
Oder ist es Schicksal? Sprich jetzt Universum!
Etwa doch dein Werk? Gott?
Wo seid ihr, wenn man euch braucht?
Ich verstehe nicht, warum gerade Zahlen mir zu symmetrisch sind, warum bunt besser ist als kahl, warum, wenn dieser Mann dort singt, die ganze Welt steht und hört.
Warum zur Hölle brauchen wir Grenzen?
Ich brauche Antworten! Jetzt!
Es spricht ein Mafioso aus mir.
Antworten! Und alles, was ich weiß, ist dass ich sie nicht finde, wo die Anderen suchen.
Ich will nicht mehr schwanken.
Gibt es für mich ein Kapitel ohne aufgeschürfte Knie?
Gibt es Geschichten, die mich die Überschrift vergessen lassen, die über ihnen hängt?

Sonntag, 29. März 2015

Märchen

Manchmal fühle ich mich wie eine Fee.
Nein, kein wunderbar zierliches Wesen.
Eine Fee aus Peter Pan.
Immer nur in der Lage ein Gefühl zu empfinden.
Vollkommenes Glück.
Vollkommene Trauer, Wut.
Und jetzt?
Jetzt bin ich glücklich. Wirklich.
Aber ich bin wohl manchmal nur ein Kind, ein Mensch. Und Menschen wissen, dass nicht alles gut sein kann und wenn es dann doch mal gut ist, werden sie skeptisch.
Die Fee in mir ist glücklich, heute.
Aber was ist da noch?
Ich vermute, es ist Angst, wie immer.
Angst, dass der Sand, der mir fliegen helfen soll meine Finger verklebt.
Aber mein Gott! Was kümmert mich eine Fee!
Nur Alice bin ich auch nicht, einem schwarzen Loch verfallen.
Gretel zu sein kann ich mir auch nicht anmaßen.
Das erste Mädchen, dass einen Jungen aus dem Feuer rettet.
Ich bin nicht Maja, denn ich klaue ihren Honig und lache dennoch nie wie sie.
Zu sagen, ich wäre Momo, allein unter grauen Männern, wäre endgültig arrogant.
Wir Menschen, wir fühlen, wir sprechen, wir zeigen nie ganz.
Geschichten sind wir keine. Aber manchmal schreiben wir sie.

_


"Was kann ich dir erzählen?
Ich kann dir sagen, dass ich, dass wir sie alle geschrieben haben. Die guten Enden. 
Die schönen Geschichten. 
Weißt du,  Ich liebe es so vor ihnen zu sitzen, wenn sie mir zuhören, 
wie ich vom Rotkäppchen und Dornröschen erzähle. 
Du weißt ja, sie lieben Märchen.
Sie wissen ja nicht, dass wir das wirklich alles gesehen haben. 
Die sieben Geißlein, den gestiefelten Kater!  Na gut. 
Je nachdem wie man es nimmt.
Aber wie dumm wäre es denn ihnen alles zu erzählen!
Wieso ich es überhaupt mache?
Ah, mein Freund, eine gute Frage....es ist vielleicht....der Nervenkitzel.
Man kann nicht mit der Tür ins Haus fallen, 
man berichtet vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf und nicht von zwei Männern, 
die....sagen wir, einen besonderen Geschmack haben.
Und die Leute lieben es ja auch...der Kuss, der Dornröschen erweckte!
Wir haben ganz andere Sachen mit der Kleinen Angestellt! 
Und ich glaube mich zu erinnern, dass sie nicht mehr geschlafen hat. 
Aber gehört hat es ja keiner.
Doch wer würde das denn schon erzählen?
Furchtbar! Wiederwärtig.
Ich habe gehört, dass sie neuerdings anfangen aus unseren Märchen Lehren zu ziehen, sie ihren Kindern zu erzählen.
Hättest du das gedacht?
Dass sie einmal die Morde des Wilhelm und Jacob Grimm ihren Kindern vor dem 
Zubettgehen erzählen werden...?
Welche Weisheit würden sie deiner Geschichte entnehmen?
Wie dem auch sei, was sagtest du? Hans war dein name. Lehre? Gold? Kuh? Achja! 
Der Schleifstein...gut sieht er aus...ach Hans...würdest du jetzt nicht da unten in dem Brunnen liegen...es könnte glatt der Schleifstein sein.
Adieu!
Es war schön mit dir zu plaudern!
Doch ich muss weiter. Man berichtet sich ein Mädchen könne Stroh zu Gold Spinnen..."

Sonntag, 22. März 2015

Menschen

Es ist schrecklich, Menschen lesen zu können.
Die Bewunderung einer Magersüchtigen für die andere in einem einzigen Blick zu erkennen; eine ausgedachte Geschichte oder Lüge an einer Augenbewegung ablesen.
Es ist Fluch wie Segen. Emotional getrübt verdrängt man Erkanntes und heißt sich schlussendlich 
einen Idioten, lässt den Verstand wieder arbeiten und dadurch erlangt man wieder Wissen.
Es ist schrecklich, etwas zu wissen. Vor allem über Menschen.
Was die einen für bewundernswertes Lächeln trotz eines Schicksalsschlages nennen, erkennen wir als tot an. Die traurigen Augen zum grinsenden Gesicht. Die Flüchtigkeit.
Wie lange braucht es, sich ein Bild von einem Menschen zu machen?
Keine Ahnung...
Aber zu erkennen und nachzuvollziehen, was ein Mensch gerade jetzt fühlt oder denkt ist mit genügend Informationen nicht schwer.
Nur die Konsequenzen...
Es ist schrecklich, Menschen lesen zu können.
Und fast unmöglich, sie zu verstehen, zu wissen warum wer wie denkt und warum nicht.
Dafür müsste man mit ihnen reden, dafür müssten sie reden wollen.
Machmal schafft dieses Reden etwas so Wunderbares, Einzigartiges, dass etwas entsteht was für immer bleibt.
Was ist Freundschaft anderes, als lesen und verstehen?
Natürlich auch missverstehen und korrigieren. Aber das ist natürlich und normal.
Und dann verrät einem der Blick in das Gesicht eines Freundes alles, was man wissen muss. Und wenn es ein trauriges lächeln ist und man nicht fragen darf, dann ist das schlimmer, als selber nicht sprechen zu können, zu wollen, zu dürfen, zu wasauchimmer.
Es ist schrecklich Menschen lesen zu können, es ist schrecklich, sich zu irren, es ist schrecklich, recht zu haben.
Aber Menschen lesen und verstehen hilft auch. Denn nur so können wir ihnen helfen, sich zu begreifen.

_

Menschen sind dumm, denn sie wissen nichts.
Wir sind seltsam. Wir Menschen. Oder besser das, was zwischen uns liegt.
Ich grübele seit ich denken kann über dieser Frage und ich denke, ich werde mir nie eine Meinung bilden wollen.
Wo hört Liebe auf und wo fängt sie an?
Manchmal bin ich geneigt zu denken, dass Liebe schon das kleinste bisschen Zuneigung, sogar nur Aufmerksamkeit ist.
Aber dann wäre Hass ja auch nur Liebe.
Ist Liebe alles, was zwischen zwei Menschen steht?
Oder steht da..... Kann da überhaupt noch etwas stehen?
Ich bin mir nicht sicher, ich bin lieber vorsichtig.
Deswegen hasse ich niemanden. Ich bin noch der Überzeugung, dass das geht... Gehen kann.
Kann man einen Mörder lieben? Als Mutter, als Frau, als Schulfreund?
Und kann man das beurteilen aus so weiter Entfernung?
Wir wissen nicht, wann wir lieben.
Liebe generell ist ein schlechter Begriff.
Er muss für alles herhalten zwischen Hass und.... Ja was eigentlich? Vollkommener Liebe?
Wir leben im  21. Jahrhundert, wer glaubt da noch an Gespenster!
Liebe sollte bestehen zwischen ehrlichen Menschen, egal woher sie stammen.
Trotzdem sind die Worte "Ich liebe dich" heutzutage viel zu schnell gesagt.
Trotzdem gibt es Hass.
Gibt es irgendeine Sprache, ein Lexikon, ein sakrales Pergament, eine versteckte Formel,
irgendetwas, das uns Menschen verstehen lassen kann?
Wir sind allein, manchmal zu allein, mit vielen Fragezeichen.
Und zu verdreht und zu verquer, um zu begreifen, dass Menschsein Lieben heißen kann.

Dienstag, 10. März 2015

sortieren

Irgendwo muss das doch alles zu sortieren sein.
Du, ich, er, sie, wieder du.
poch-poch
wer ist da?
Herz.
Nicht lustig. geh wieder.
abgehackte Gedanken zu lauter Musik.
Irgendwo muss das doch alles zu sortieren sein.
Er, sie, andere sie, wieder sie.
aber nein nie eines zum anderen.
Irgendwo muss das doch alles zu sortieren sein.
Jedem tierchen sein plaisirchen.
Aber nein. Ich brauche den Platz zwischen den Stühlen.
und da wird man ein kurzes durcheinander wohl ertragen.
Und dann seh' ich dich und dann seh' ich sie und da ist schon wieder dieser Kurzschluss.
Werdet euch darüber klar was ihr wollt! Will ich euch zuschreien.
Als hätte ich selber meine Ahnung. Will fünf Minuten Ruhe. dich im Arm. Zehn Stunden. Alleine. Einen Monat mit euch.
Kopf=Durcheinander.
Normal.
Wir sind wer wir sind.
Abgehackte Gedanken zu lauter Musik.
Irgendwo muss das doch alles zu sortieren sein.

_

Er hatte es geschrieben und jetzt hängte er es ans schwarze Brett.

Er hatte es nicht noch einmal gelesen. 

Wer Fehler fand, der durfte sie behalten. Ab jetzt für immer.

Er musste einfach schreiben-er hatte es vorher nie getan und seinen ersten Versuch hängte er ans schwarze Brett seiner Schule.

Er wusste, dass er über seinen Zustand, seine Phase, seine Gefühle noch nicht ganz schreiben konnte, weil sie noch nicht vorüber waren.

Nie würden sie vergehen. Nie wirklich ganz...

Was er konnte, war sich zu entschuldigen, dazu war er jetzt bereit.

Weil die anderen nicht verstanden, warum er tat, was er tat.

Entschuldigen, für seine flapsigen Bemerkungen, Entgegnungen, seine Kurzangebundenheit, seine manische schlechte Stimmung.

Er hatte aufgeschrieben, dass er nicht hatte unhöflich sein wollen, als er Begrüßungen und Fragen überhörte.

Das es besser so gewesen sei stand auf dem Papier, und dass es ja nie um den Einzelnen ginge, dass er nur keinen Kontakt zur Welt wollte, dass er mit niemandem hatte sprechen wollen.

Denn was wäre passiert, hätte er geantwortet?

Egal, was-sie hätten einen Grund verlangt.

Nur einen wirklichen großen Grund gab es nicht.

Also keinen, der groß genug gewesen wäre und wenn doch, hätte niemand ihn verstanden, am wenigsten er selbst.

Es wog schwer, in seiner Hand, das Papier.

Das machten die Offenbarungen.

Es war größer und unhandlicher, als es aussah, das Papier.

Das machten die Versprechen.

Die Offenbarungen, die vielleicht auch keiner verstand, weil niemand verstand, wie es war, so unendlich traurig zu sein und einfach nicht wieder glücklich sein zu können. Dass er, ein Junge, geweint hatte. Das er sich weh getan hatte. Sich selbst.

Die Versprechen, dass es nicht so blieb, dass er das wieder in den Griff bekam und dass das geht, Schritt für Schritt.

Ohne Abkürzung, er zahlte volle Preise. Er musste anders kämpfen, als der  Rest. Er kämpfte mit Rosen, weil er niemanden außer sich selbst zu fürchten hatte.

Jeder tut, was er kann wie er es kann. Manchmal müsste er egoistisch sein. Das tat ihm leid.

Und das hatte er geschrieben.

Jetzt, als er es ans schwarze Brett hing, wusste er, dass er das Richtige tat, egal, ob jemand es las, es würde da stehen, als Versprechen.

Im Weggehen bemerkte er noch, dass das, was alle das schwarze Brett nannten, eigentlich ganz weiß war....... Und dass es vielleicht ein bisschen leuchtete.

Und zum ersten Mal war es ihm egal, ob das noch jemand außer ihm sah.

Sonntag, 22. Februar 2015

Konstruktion

Neulich habe ich mich mal mit mir allein gelassen.
Es war schwer. Eine Unterhaltung ist nicht wirklich zu stande gekommen.
Ich bin wirklich nett, aber....ich glaube...ich passe einfach nicht zusammen.

-

Du baust einen Schrank in deinem Kopf. 
Und er ist bereits groß, aber noch überschaubar. 
Überall sind Schubladen. Mit Schlössern.
Und du trägst den Schlüsselbund.
Ist dir klar wieviel Verantwortung mit diesen Schlüsseln in deiner Hand liegt?
Jeden Menschen, den du kennst, oder auch nicht, ordnest du ein. 
Der Streber. Der Araber. Der Nazi. Die Oma. Der Gott.
Du beschriftest säuberlich.
Selten sortierst du um, denn du bist ein schlauer und organisierter Mensch.
Und du schließt immer ab.
Außerhalb deiner Schubladen, außerhalb des Schrankes, außerhalb des Schrankes, unkontrollierbar durch alle Schlüssel die du hast, öffnet sich jetzt dein Mund.
Er formt Worte, die Ein anderer Mensch in seinem Kopf in Tassen und Krüge gießt und durch Sanduhren laufen lässt und in Einmachgläser stopft.
Dein Mund schließt sich und mit Entsetzen erlebst du, wie sich in deinem Kopf eine Schublade öffnet. Sie verschlingt dich. Und du sitzt im Dunkel mit all deinen sinnlosen Schlüsseln. Verloren.
Ach wäre bei dir doch nur eine Schraube locker, vielleicht könnte man ja dann durch Rütteln.... Aber nein, dein Schrank ist solide geworden über die Jahre.
Du sitzt in deinem dunklen Gefängnis.
Und du musst begreifen, dass ein Mensch wie du, der alle anderen immer wegschließt, niemanden mehr hat, der ihn hier wieder herausholt.

Sonntag, 1. Februar 2015

Ein wahres Wort

"Was hast du?", fragte sie.
"Ich weiß nicht", sagte ich zu dem Reh aus wunderbar blauem Herbstlaub, "aber irgendwie enden unsere Begegnungen immer so surreal..."

-

Ich sitze hier. Um mich - Verwüstung.
Meine Anspannung macht die gesamte Athmosphäre aus.
Ich arbeite.
Die Züge zerfurcht von Schmerz.
Mühsam bewegt die Pinzette sich über meine Augenbrauen.
Die perfekte Form suchend.
Mit dem letzten Zupfer beende ich mein Werk, als ein Ruf durch die Wohnung halt.
<Aus einer Krähe wird nun mal kein Schwan!>
Die Einsicht trifft mich wie eine Kugel.
Scham durchschlägt mein Herz.
Resigniert lege ich mich zu Bett.
Und schlafe dennoch mit Gewissheit.
Als Krähe schläft man ruhiger, den man fällt nicht auf in der schwarzen Nacht.

Montag, 26. Januar 2015

Luftschloss

Ich baue tausende Schlösser auf tausenden Wolken
Tausende wollen mich davon abhalten:
Wer braucht denn bitteschön einen Clown?
Aber ich kann nur Luftschlösser bauen.
Ich träume tausende Träume in tausenden Nächten
Ihr braucht mich nicht, ich bin schlecht, denn
Träumer können nichts erschaffen.
Träumer darf man nicht träumen lassen.
Doch ich bitte euch:
Lasst mir die Träume und lasst mir die Schlösser
Den ganzen Rest, den mach ich dann gestern.
Und ergeb' mich dem Streben im ewigen Leben,
Schrei' nicht vergebens, bleibe bestehen,
Denn im im schwanken des Pendels der Uhr an der Wand,
Schließ' ich die Augen, und schaue gespannt
In einen Palast, der aus Wolken gebaut,
Dem Winde ergeben das Stehen sich traut.
Dort bin ich frei,
Und werde vielleicht, aus versehn'
Ganz nebenbei
Etwas erschaffen.
Für mich, für euch.


-



Suche nach der Lösung und finde das Problem nicht.
Bilde um mich ein menschliches Schutzschild.

Sie machen den Spielplatz zu einem Haufen Steine.
Trotzdem fallen wir. Und wir fallen hart.

War noch nie ein hübsches Kind, nie ein strahlendes Gesicht.
Doch wenn ich allein steh, sagt mir niemand wer ich bin.

Die klare Ballerinahaltung durch Lasten gebeugt.
Die Rundung der Fünf drückt das Kinn nach unten.

Brauche hier und jetzt ein Abitur in hygienisch.
Dabei weiß ich längst-ne Dusche reicht hier auch nicht.

Sonntag, 18. Januar 2015

...an dich

Ich denke.
Und natürlich denke ich an sie.
Aber ich denke auch an dich und vor allem an ihn.
Manchmal denke ich, dass ihr denkt, dass...
Ich denke, dass wir wohl alle denken und dass es wohl gut ist, wie wir sind.
Und dann wieder: Denkst du? Denkt sie? Denkt er?
Das Gehirn ist nur ein Organ mit dem wir denken, dass wir denken.
Ich denke also, es ist schlauer, nicht zu denken, weil ich mir sonst denke, es gäbe Gedanken, die an sich undenkbar sind.
Denken wir nach: Du, sie, er- ihr alle denkt, ihr mögt mich, doch denkt ihr auch, ihr könntet meine Gedanken mögen, wenn sie wären, was ich denke, was sie manchmal sind, und nicht das, was ihr von mir zu denken erwartet?
Ich denke manchmal, deshalb sei ich schlecht.
Doch dann denke ich, dass du und sie und er.... Dass ihr vielleicht manchmal auch an mich denkt.
Und solange, zumindest denke ICH das, ist doch alles gut.

_


Manchmal, wenn wenn ein Uhr nachts die Regentropfen mein Fenster streicheln, dann denke ich an dich.
Dann sehnt sich alles in mir nach dir und verzweifelt sucht mein Denken halt in Erinnerung.
Dann streift mein müder Blick mein Zimmer und schweift auf mein Handy, in sinnloser Erwartung einer Nachricht.
Und die Dunkelheit der Nacht macht Stille in mir.
Zwei Seelen.
Treibend.
Bleibend.
Manchmal, wenn es spät ist und der Krach der Welt keine Ablenkung schenkt, dann denke ich an dich.
Aber ich schreibe nicht, wo Worte fehlen.
Zurück. Vielleicht. Weil ich doch nicht weiß...
Manchmal, wenn ich nachts um eins mein Blick durch mein Zimmer schweift, dann blinkt mein Handy.
Dann zeigt es mir eine neue Nachricht an.
Dann hält mein Puls kurz inne um danach schneller zu werden, wie ein Sprinter, der kurz vor dem Start tief durchatmet.
Dann steht für mich die Hoffnung manifestiert in diesem Handy im Raum. Die Hoffnung, dass du vom Krach der Welt geplagt den Weg zu mir suchst.
Dann beben meine Finger, beim Öffnen der Nachricht.
Und dann ist sie von Vodafone.

Sonntag, 11. Januar 2015

Trauermarsch

Ich laufe mit im langen Zug der Trauer um Menschen, die ihr leben lassen mussten.
Du läufst mit beim Trauermarsch für Frankreich.
Er läuft auch.
Sie läuft.
Wir laufen.
Ihr lauft.
Sie laufen.
Ich Laufe mit, weil ich der Meinung bin, dass kein Menschenleben es verdient, geächtet oder vernichtet zu werden.
Du läufst mit, an meiner Seite. Und auch du willst nicht, dass Menschen sterben.
Er läuft mit, auch wen er findet, dass die Karikaturen oft geschmacklos waren.
Sie läuft mit, an seiner Seite. Und auch sie will nicht, dass Menschen geächtet werden.
Wir laufen mit bei unserem eigenen Trauermarsch durch unsere Köpfe. 
Aber das ist nicht das Problem.
Ihr lauft. Aber nicht in euren Köpfen, sondern auf der Straße, bildet einen großen Zug an Menschen, von denen viele wirklich trauern. 
Und das ist auch nicht das Problem.
Sie laufen. Neben euch, mit euch. Aber sie trauern nicht. 
Sie sind zufrieden , denn sie haben Beweise.
Sie können jetzt den Menschen noch besser Angst machen.
Besser davon ablenken, wer schuld an fehlenden Arbeitsplätzen ist. 
Denn es sind immer die schuld, die nichts haben. 
Nie die, die sich in ihren Millionen verzählen.
Sie laufen also ihren großen Trauermarsch.
Ihr lauft mit und seid überzeugt, dass Menschen, die trauern keine Unmenschen sein können.
Wir laufen in unseren Köpfen. Unseren eigenen Trauermarsch.
Sie weiß wofür.
Er weiß wofür.
Du, auch und du weißt, das dass ein großer Unterschied zwischen unseren Köpfen und Dresden ist.
Ich Laufe auch. Und ich trauere auch. Nicht nur um Frankreich.
Denn ihr habt mir etwas genommen.
Wir alle, ich und ihr, wir müssen uns nicht mehr für die Fehler unserer Eltern und Großeltern schämen. 
Vielleicht aus ihnen lernen.
Wir müssen uns nicht schämen, deutsch zu sein. Aber auf diesen Ansatz habt ihr etwas aufgebaut, was den Fehlern der Generationen vor uns erschreckend ähnlich ist.
Ihr habt mir etwas genommen, denn jetzt schäme ich mich dafür, in Sachsen zu leben.
Dort, wo es mehr Pegida und weniger Gegendemonstranten gibt... und die wenigsten Ausländer.
Ich schäme mich. Für euch.

_

Lieber Ausländer,
Ich weiß, du willst mich nicht in die Luft jagen oder erschießen.
Ich weiß, du hast vermutlich kaum eine Wahl, denn vielleicht flüchtest du vor Bomben und Gewehren.
Doch wenn sie ein wenig besteht, diese Wahl, dann bitte ich dich - komm nicht hierher.
Es gibt wohl bessere Orte für dich als Deutschland.
Deutschland ist ein reiches Land mit vielen beneidenswerten Errungenschaften und unglücklichen Menschen.
Seit Jahrhunderten suchen sich die Menschen hier Schuldige für ihre eigenen Probleme.
Und es tut mir leid, wenn ich hier Menschen mit Unmenschen in einen Topf geworfen habe, aber das Gleiche passiert hier mit dir. 
Kriminelle Ausländer. Wirtschaftsflüchtlinge.
Du musst verstehen, die Deutschen sind keine Unmenschen. 
Sie gehen für die richtigen Probleme auf die Straße. Endlich.
Sie beschuldigen nur die Falschen.
Manchmal, da denke ich, wenn kleine Menschen bemerken, dass sie eine große Stimme haben, dann setzten sie diese ein. Egal wofür.
Und es ist gut, dass es hier erlaubt ist, seine Stimme zu erheben.
Es ist ein Privileg.
Nur denke ich, auch wenn ich selbst nicht gut darin bin, dass wir erst denken sollten, bevor wir reden. 
Vielleicht sollten wir verstehen, dass du nicht unsere Kultur zerstören willst, sondern einfach ein Zuhause brauchst.
Vielleicht sollten wir uns damit abfinden, dass der Wandel der Zeit eben Veränderungen bringt.
Ich möchte nicht in den deutschen Topf Kartoffelsuppe geworfen werden.
Vielleicht möchte ich auch einmal Deutschland verlassen, weil ich anderswo ein schöneres Leben in Aussicht habe.
Dann bin ich ein Wirtschaftsflüchtling. 
Mein Rat ist vermutlich feige, aber wenn wir pragmatisch denken, ist es wohl der richtige.
Die Entscheidung zu treffen, dein Land zu verlassen, war nach meinem Wissen sehr schwer.
Und ich entschuldige mich für mein Land, dafür, dass es eine so schlechte Heimat ist.
Es tut ja sonst keiner.

Sonntag, 4. Januar 2015

Nach keiner wahren Begebenheit

„Es ist so kalt...und so still“, sagt er mit der Stimme eines erwachsenen Mannes und dem Staunen eines kleinen Kindes.
Sie gehen durch den leise fallenden Schnee, der den zu ihren Füßen mehrt.
Winter. Kälte. Stille.
„Du bist so still“, entgegnet er und traut sich nicht zu sagen, dass er manchmal auch denkt, er wäre kalt.
„Du sprichst nie von dir, nur in deinen Geschichten und selbst dort nicht offen“.
„Ja“, sagt er und er weiß, dass es eines dieser Jas ist, auf die ein Aber folgen müsste, aber wenn er nicht schreibt, dann stottert er, findet nicht die richtigen Worte, verzweifelt sogar.
„Aber...?“, wird er natürlich gefragt.
„Nichts“, sagt er.
Aber er hat ein zu großes Problem damit, als das er es sagen könnte. Es geht weder mit ihm, noch ohne ihn und das ist es, was ihn stiller macht als sonst.
Schweigen. Stilles Schweigen, in dem man die Schneeflocken fallen hören könnte, wären ihre Schritte und ihr Atmen nicht zu laut.
„Wohin gehen wir?“, fragt er.
„Dorthin.“ sein Finger weist durch das Schneetreiben auf die grade noch erkennbare Ecke der Straße.
Man sieh,  wie sich ein eleganter schwarzer Mantel und eine große braune Jacke dorthin bewegen.
Zur Ecke von einem Hinterhof.
Hand in Hand.
„Warum schreibst du immer traurige Geschichten über die Liebe?“, fragt er ihn.
„Weil die Liebe traurig ist“, antwortet er.
Die beiden Jacken verschwinden im Hinterhof.
Und dort warten seine alten Freunde schon auf ihn und den Ausländer.

_

Es scheint wie im Märchen.
Wenn man den Hasen und den Igel so sieht, könnte man denken, sie hätten einen guten Draht zueinander.
Was viele dabei vergessen, ist dass Zäune oft auch aus Draht bestehen.
Der Zaun, der da zwischen ihnen steht, ist kein freundlicher aus Holzlatten.
Ein Maschendrahtzaun, er erinnert an ein Gefängnis.
Schon immer, seit der Grundschule, ist der Hase schneller, als der Igel.
Der Igel erträgt es.
Er kauft sich Kajal, er findet sich ab, man könnte denken er hat aufgegeben.
Er beteiligt sich nicht an diesem Rennen.
Der Hase findet gut, dass der Igel sich unterscheidet.
Er fühlt sich verantwortlich, weil der andere schlechter ist, als er.
Sie hören die gleiche Musik, haben die gleichen Freunde, den gleichen Käse im Kühlschrank.
Sie beide haben Abitur.
Der Hase mit der Goldkette, der Igel mit einem Loch im Ohr.
Der Igel gerade so, der Hase mit Bestnote.
Sie verlieren sich aus den Augen.
Die letzten werden die ersten sein, denkt sich der Igel.
Es soll alles wie im Märchen sein.
Zehn Jahre später. Und Hase und Igel sind immernoch die gleichen, der Igel jetzt im Anzug, der Hase nur im Hemd.
Und der Hase schaut den Igel an.
Mit großen Hasenaugen.
Der Hase weiß, der Igel war höchstens ab und an ein bisschen schlauer als er,
nie genug für diese Ungerechtigkeit
Der Igel weiß, dass ein bisschen manchmal ausreicht, wenn man kämpft.
Sie beide Wissen, dass sie um einen Zaun rennen.
Ich weiß, dass wenn sie nicht bald sterben, dann rennen sie für immer.