Sonntag, 5. Oktober 2014

Sonntagabendlethargie

Sonntagabendlethargie,
Langsamer Swing und Philosophie,
Alles Gedachte bleibt Theorie,
Verwirklicht wird nie,
Sonntagabendlethargie

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Gelebt, geweint, gefeiert, gedacht, aufgebaut, erträumt.
Wir sterben nicht an Lethargie.
Lege den Hefter mit alten Rechnungen in die Ecke.
Schlafe ein.
Ich geh jetzt.

Samstag, 4. Oktober 2014

Bilder

Diese Bilder. Du. Die Bilder.
Du mit den perfekten weißen Zähnen, der Brille, die dich so interessant aussehen lässt.
Deine Augen. Dein Mund. Perfekt.
Und du weißt immer, was zu sagen ist im richtigen Moment.
Du bist tierisch fotogen.
Du kannst alles, was du anpackst, du verstehst jedes Gefühl.
Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem du mal krank warst, du bist nie müde und immer nett.
Alle wären auf dich neidisch, wärst du nicht deren bester Freund.
Du bist der beste in der Schule und trotzdem kein Streber, du rauchst nicht, allgemein.
Die halbe Schule ist in dich verknallt, und die Hälfte sind alle Mädchen.
Du strebst nicht nach Erfolg, bei dir ist er einfach da.
Und diese Haare sitzen immer. Sie ist zeitlos, deine Frisur.
Ich habe diese Bilder, sie zeigen uns so gut.
Du träumst nie, bist immer präsent.
Immer wunderschön.
Immer kannst du alles.
Immer könnte ich zu dir aufblicken.
Du hast den besten Ruf der Stadt. Du bist nie peinlich. Und zeigst dennoch, wer du bist.
Du kannst vor vielen Menschen sprechen und du kannst tanzen und zu allem hast du die richtige Meinung.
Viele fragen sich, warum nicht jeder so sein kann wie du, du Gentleman, mein Gentleman.
Du hast nie Flecken auf dem Hemd und ich versteh nicht, wie du das schaffst.
Du bist perfekt, das sagen mir die Bilder.
Und jeder liebt dich -  nur nicht ich.

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Wie fantastisch es doch wäre, die Schönhet eines einzigen Augenblicks einfrieren zu können. Die überwältigende Vollkommenheit einer Nanosekunde in sich aufzunehmen, Stunden, Tage, Zeiten lang...Cashback.
Wir verbringen unser Leben damit dies zu versuchen. Momente festzuhalten. Daten, Erinnerungen, Bilder. Alles nicht vergleichbar mit Realität. Ein Moment lebt von seiner Nicht-Existenz, seiner Flüchtigkeit. Aber wie wäre es weiterzugehen? Einen Moment anhalten, einen Moment leben!
Stellen wir uns vor wir könnten auch nur eine Sekunde länger in dem verweilen, was grade war...
wir würden sterben.
Zerstört von Schönheit. Geblendet von Erkenntnis. Erstickt durch Unendlichkeit.
Ein Tod, der durch seine Unmöglichkeit perfekt scheint.
Aber dieses ganze Momentgerede kennt man doch schon. Man will Neues. Ein Bild schaut man sich auch nicht tausendmal an, sondern man macht tausend neue...irgendwie ironisch...das wir dem Hauch des Moments die Chance verwehren...nur der echte ist gut für uns und wir wollen viel, mehr als wir vertragen, aber das ist egal, hauptsache viel! Viele Momente und viele Bilder davon, damit alle es sehen können, groß und fett, wie schön unsere Momente waren!
Für wen machen wir das? Für die anderen, für uns?
Was machen wir in dem Moment, in dem wir warten...in dem die Fotos hochgeladen werden...
Nichts. Wir warten, sinnlos. Und wer will schon dieses warten im Moment einfrieren?
Wir wollen viele schöne Momente und versinken im Belanglosen.
Wir wollen leben, aber doch bitteschön nur, wenn alle mitmachen.
Warum gilt Yolo nur auf Parties?
Warum heißt "den Moment leben“ gleich nicht mehr an die Zukunft denken?
Warum muss Leben immer geil genug für Facebook sein?
Warum leben wir nicht dann, wenn wir könnten?
Warum denken wir über unser Leben nach?
Warum schreiben wir darüber?
Warum klagen wir an?
Warum schreiben wir "wir" - Wenn ich doch "ich" meine...