Sonntag, 22. Februar 2015

Konstruktion

Neulich habe ich mich mal mit mir allein gelassen.
Es war schwer. Eine Unterhaltung ist nicht wirklich zu stande gekommen.
Ich bin wirklich nett, aber....ich glaube...ich passe einfach nicht zusammen.

-

Du baust einen Schrank in deinem Kopf. 
Und er ist bereits groß, aber noch überschaubar. 
Überall sind Schubladen. Mit Schlössern.
Und du trägst den Schlüsselbund.
Ist dir klar wieviel Verantwortung mit diesen Schlüsseln in deiner Hand liegt?
Jeden Menschen, den du kennst, oder auch nicht, ordnest du ein. 
Der Streber. Der Araber. Der Nazi. Die Oma. Der Gott.
Du beschriftest säuberlich.
Selten sortierst du um, denn du bist ein schlauer und organisierter Mensch.
Und du schließt immer ab.
Außerhalb deiner Schubladen, außerhalb des Schrankes, außerhalb des Schrankes, unkontrollierbar durch alle Schlüssel die du hast, öffnet sich jetzt dein Mund.
Er formt Worte, die Ein anderer Mensch in seinem Kopf in Tassen und Krüge gießt und durch Sanduhren laufen lässt und in Einmachgläser stopft.
Dein Mund schließt sich und mit Entsetzen erlebst du, wie sich in deinem Kopf eine Schublade öffnet. Sie verschlingt dich. Und du sitzt im Dunkel mit all deinen sinnlosen Schlüsseln. Verloren.
Ach wäre bei dir doch nur eine Schraube locker, vielleicht könnte man ja dann durch Rütteln.... Aber nein, dein Schrank ist solide geworden über die Jahre.
Du sitzt in deinem dunklen Gefängnis.
Und du musst begreifen, dass ein Mensch wie du, der alle anderen immer wegschließt, niemanden mehr hat, der ihn hier wieder herausholt.

Sonntag, 1. Februar 2015

Ein wahres Wort

"Was hast du?", fragte sie.
"Ich weiß nicht", sagte ich zu dem Reh aus wunderbar blauem Herbstlaub, "aber irgendwie enden unsere Begegnungen immer so surreal..."

-

Ich sitze hier. Um mich - Verwüstung.
Meine Anspannung macht die gesamte Athmosphäre aus.
Ich arbeite.
Die Züge zerfurcht von Schmerz.
Mühsam bewegt die Pinzette sich über meine Augenbrauen.
Die perfekte Form suchend.
Mit dem letzten Zupfer beende ich mein Werk, als ein Ruf durch die Wohnung halt.
<Aus einer Krähe wird nun mal kein Schwan!>
Die Einsicht trifft mich wie eine Kugel.
Scham durchschlägt mein Herz.
Resigniert lege ich mich zu Bett.
Und schlafe dennoch mit Gewissheit.
Als Krähe schläft man ruhiger, den man fällt nicht auf in der schwarzen Nacht.