Montag, 26. Januar 2015

Luftschloss

Ich baue tausende Schlösser auf tausenden Wolken
Tausende wollen mich davon abhalten:
Wer braucht denn bitteschön einen Clown?
Aber ich kann nur Luftschlösser bauen.
Ich träume tausende Träume in tausenden Nächten
Ihr braucht mich nicht, ich bin schlecht, denn
Träumer können nichts erschaffen.
Träumer darf man nicht träumen lassen.
Doch ich bitte euch:
Lasst mir die Träume und lasst mir die Schlösser
Den ganzen Rest, den mach ich dann gestern.
Und ergeb' mich dem Streben im ewigen Leben,
Schrei' nicht vergebens, bleibe bestehen,
Denn im im schwanken des Pendels der Uhr an der Wand,
Schließ' ich die Augen, und schaue gespannt
In einen Palast, der aus Wolken gebaut,
Dem Winde ergeben das Stehen sich traut.
Dort bin ich frei,
Und werde vielleicht, aus versehn'
Ganz nebenbei
Etwas erschaffen.
Für mich, für euch.


-



Suche nach der Lösung und finde das Problem nicht.
Bilde um mich ein menschliches Schutzschild.

Sie machen den Spielplatz zu einem Haufen Steine.
Trotzdem fallen wir. Und wir fallen hart.

War noch nie ein hübsches Kind, nie ein strahlendes Gesicht.
Doch wenn ich allein steh, sagt mir niemand wer ich bin.

Die klare Ballerinahaltung durch Lasten gebeugt.
Die Rundung der Fünf drückt das Kinn nach unten.

Brauche hier und jetzt ein Abitur in hygienisch.
Dabei weiß ich längst-ne Dusche reicht hier auch nicht.

Sonntag, 18. Januar 2015

...an dich

Ich denke.
Und natürlich denke ich an sie.
Aber ich denke auch an dich und vor allem an ihn.
Manchmal denke ich, dass ihr denkt, dass...
Ich denke, dass wir wohl alle denken und dass es wohl gut ist, wie wir sind.
Und dann wieder: Denkst du? Denkt sie? Denkt er?
Das Gehirn ist nur ein Organ mit dem wir denken, dass wir denken.
Ich denke also, es ist schlauer, nicht zu denken, weil ich mir sonst denke, es gäbe Gedanken, die an sich undenkbar sind.
Denken wir nach: Du, sie, er- ihr alle denkt, ihr mögt mich, doch denkt ihr auch, ihr könntet meine Gedanken mögen, wenn sie wären, was ich denke, was sie manchmal sind, und nicht das, was ihr von mir zu denken erwartet?
Ich denke manchmal, deshalb sei ich schlecht.
Doch dann denke ich, dass du und sie und er.... Dass ihr vielleicht manchmal auch an mich denkt.
Und solange, zumindest denke ICH das, ist doch alles gut.

_


Manchmal, wenn wenn ein Uhr nachts die Regentropfen mein Fenster streicheln, dann denke ich an dich.
Dann sehnt sich alles in mir nach dir und verzweifelt sucht mein Denken halt in Erinnerung.
Dann streift mein müder Blick mein Zimmer und schweift auf mein Handy, in sinnloser Erwartung einer Nachricht.
Und die Dunkelheit der Nacht macht Stille in mir.
Zwei Seelen.
Treibend.
Bleibend.
Manchmal, wenn es spät ist und der Krach der Welt keine Ablenkung schenkt, dann denke ich an dich.
Aber ich schreibe nicht, wo Worte fehlen.
Zurück. Vielleicht. Weil ich doch nicht weiß...
Manchmal, wenn ich nachts um eins mein Blick durch mein Zimmer schweift, dann blinkt mein Handy.
Dann zeigt es mir eine neue Nachricht an.
Dann hält mein Puls kurz inne um danach schneller zu werden, wie ein Sprinter, der kurz vor dem Start tief durchatmet.
Dann steht für mich die Hoffnung manifestiert in diesem Handy im Raum. Die Hoffnung, dass du vom Krach der Welt geplagt den Weg zu mir suchst.
Dann beben meine Finger, beim Öffnen der Nachricht.
Und dann ist sie von Vodafone.

Sonntag, 11. Januar 2015

Trauermarsch

Ich laufe mit im langen Zug der Trauer um Menschen, die ihr leben lassen mussten.
Du läufst mit beim Trauermarsch für Frankreich.
Er läuft auch.
Sie läuft.
Wir laufen.
Ihr lauft.
Sie laufen.
Ich Laufe mit, weil ich der Meinung bin, dass kein Menschenleben es verdient, geächtet oder vernichtet zu werden.
Du läufst mit, an meiner Seite. Und auch du willst nicht, dass Menschen sterben.
Er läuft mit, auch wen er findet, dass die Karikaturen oft geschmacklos waren.
Sie läuft mit, an seiner Seite. Und auch sie will nicht, dass Menschen geächtet werden.
Wir laufen mit bei unserem eigenen Trauermarsch durch unsere Köpfe. 
Aber das ist nicht das Problem.
Ihr lauft. Aber nicht in euren Köpfen, sondern auf der Straße, bildet einen großen Zug an Menschen, von denen viele wirklich trauern. 
Und das ist auch nicht das Problem.
Sie laufen. Neben euch, mit euch. Aber sie trauern nicht. 
Sie sind zufrieden , denn sie haben Beweise.
Sie können jetzt den Menschen noch besser Angst machen.
Besser davon ablenken, wer schuld an fehlenden Arbeitsplätzen ist. 
Denn es sind immer die schuld, die nichts haben. 
Nie die, die sich in ihren Millionen verzählen.
Sie laufen also ihren großen Trauermarsch.
Ihr lauft mit und seid überzeugt, dass Menschen, die trauern keine Unmenschen sein können.
Wir laufen in unseren Köpfen. Unseren eigenen Trauermarsch.
Sie weiß wofür.
Er weiß wofür.
Du, auch und du weißt, das dass ein großer Unterschied zwischen unseren Köpfen und Dresden ist.
Ich Laufe auch. Und ich trauere auch. Nicht nur um Frankreich.
Denn ihr habt mir etwas genommen.
Wir alle, ich und ihr, wir müssen uns nicht mehr für die Fehler unserer Eltern und Großeltern schämen. 
Vielleicht aus ihnen lernen.
Wir müssen uns nicht schämen, deutsch zu sein. Aber auf diesen Ansatz habt ihr etwas aufgebaut, was den Fehlern der Generationen vor uns erschreckend ähnlich ist.
Ihr habt mir etwas genommen, denn jetzt schäme ich mich dafür, in Sachsen zu leben.
Dort, wo es mehr Pegida und weniger Gegendemonstranten gibt... und die wenigsten Ausländer.
Ich schäme mich. Für euch.

_

Lieber Ausländer,
Ich weiß, du willst mich nicht in die Luft jagen oder erschießen.
Ich weiß, du hast vermutlich kaum eine Wahl, denn vielleicht flüchtest du vor Bomben und Gewehren.
Doch wenn sie ein wenig besteht, diese Wahl, dann bitte ich dich - komm nicht hierher.
Es gibt wohl bessere Orte für dich als Deutschland.
Deutschland ist ein reiches Land mit vielen beneidenswerten Errungenschaften und unglücklichen Menschen.
Seit Jahrhunderten suchen sich die Menschen hier Schuldige für ihre eigenen Probleme.
Und es tut mir leid, wenn ich hier Menschen mit Unmenschen in einen Topf geworfen habe, aber das Gleiche passiert hier mit dir. 
Kriminelle Ausländer. Wirtschaftsflüchtlinge.
Du musst verstehen, die Deutschen sind keine Unmenschen. 
Sie gehen für die richtigen Probleme auf die Straße. Endlich.
Sie beschuldigen nur die Falschen.
Manchmal, da denke ich, wenn kleine Menschen bemerken, dass sie eine große Stimme haben, dann setzten sie diese ein. Egal wofür.
Und es ist gut, dass es hier erlaubt ist, seine Stimme zu erheben.
Es ist ein Privileg.
Nur denke ich, auch wenn ich selbst nicht gut darin bin, dass wir erst denken sollten, bevor wir reden. 
Vielleicht sollten wir verstehen, dass du nicht unsere Kultur zerstören willst, sondern einfach ein Zuhause brauchst.
Vielleicht sollten wir uns damit abfinden, dass der Wandel der Zeit eben Veränderungen bringt.
Ich möchte nicht in den deutschen Topf Kartoffelsuppe geworfen werden.
Vielleicht möchte ich auch einmal Deutschland verlassen, weil ich anderswo ein schöneres Leben in Aussicht habe.
Dann bin ich ein Wirtschaftsflüchtling. 
Mein Rat ist vermutlich feige, aber wenn wir pragmatisch denken, ist es wohl der richtige.
Die Entscheidung zu treffen, dein Land zu verlassen, war nach meinem Wissen sehr schwer.
Und ich entschuldige mich für mein Land, dafür, dass es eine so schlechte Heimat ist.
Es tut ja sonst keiner.

Sonntag, 4. Januar 2015

Nach keiner wahren Begebenheit

„Es ist so kalt...und so still“, sagt er mit der Stimme eines erwachsenen Mannes und dem Staunen eines kleinen Kindes.
Sie gehen durch den leise fallenden Schnee, der den zu ihren Füßen mehrt.
Winter. Kälte. Stille.
„Du bist so still“, entgegnet er und traut sich nicht zu sagen, dass er manchmal auch denkt, er wäre kalt.
„Du sprichst nie von dir, nur in deinen Geschichten und selbst dort nicht offen“.
„Ja“, sagt er und er weiß, dass es eines dieser Jas ist, auf die ein Aber folgen müsste, aber wenn er nicht schreibt, dann stottert er, findet nicht die richtigen Worte, verzweifelt sogar.
„Aber...?“, wird er natürlich gefragt.
„Nichts“, sagt er.
Aber er hat ein zu großes Problem damit, als das er es sagen könnte. Es geht weder mit ihm, noch ohne ihn und das ist es, was ihn stiller macht als sonst.
Schweigen. Stilles Schweigen, in dem man die Schneeflocken fallen hören könnte, wären ihre Schritte und ihr Atmen nicht zu laut.
„Wohin gehen wir?“, fragt er.
„Dorthin.“ sein Finger weist durch das Schneetreiben auf die grade noch erkennbare Ecke der Straße.
Man sieh,  wie sich ein eleganter schwarzer Mantel und eine große braune Jacke dorthin bewegen.
Zur Ecke von einem Hinterhof.
Hand in Hand.
„Warum schreibst du immer traurige Geschichten über die Liebe?“, fragt er ihn.
„Weil die Liebe traurig ist“, antwortet er.
Die beiden Jacken verschwinden im Hinterhof.
Und dort warten seine alten Freunde schon auf ihn und den Ausländer.

_

Es scheint wie im Märchen.
Wenn man den Hasen und den Igel so sieht, könnte man denken, sie hätten einen guten Draht zueinander.
Was viele dabei vergessen, ist dass Zäune oft auch aus Draht bestehen.
Der Zaun, der da zwischen ihnen steht, ist kein freundlicher aus Holzlatten.
Ein Maschendrahtzaun, er erinnert an ein Gefängnis.
Schon immer, seit der Grundschule, ist der Hase schneller, als der Igel.
Der Igel erträgt es.
Er kauft sich Kajal, er findet sich ab, man könnte denken er hat aufgegeben.
Er beteiligt sich nicht an diesem Rennen.
Der Hase findet gut, dass der Igel sich unterscheidet.
Er fühlt sich verantwortlich, weil der andere schlechter ist, als er.
Sie hören die gleiche Musik, haben die gleichen Freunde, den gleichen Käse im Kühlschrank.
Sie beide haben Abitur.
Der Hase mit der Goldkette, der Igel mit einem Loch im Ohr.
Der Igel gerade so, der Hase mit Bestnote.
Sie verlieren sich aus den Augen.
Die letzten werden die ersten sein, denkt sich der Igel.
Es soll alles wie im Märchen sein.
Zehn Jahre später. Und Hase und Igel sind immernoch die gleichen, der Igel jetzt im Anzug, der Hase nur im Hemd.
Und der Hase schaut den Igel an.
Mit großen Hasenaugen.
Der Hase weiß, der Igel war höchstens ab und an ein bisschen schlauer als er,
nie genug für diese Ungerechtigkeit
Der Igel weiß, dass ein bisschen manchmal ausreicht, wenn man kämpft.
Sie beide Wissen, dass sie um einen Zaun rennen.
Ich weiß, dass wenn sie nicht bald sterben, dann rennen sie für immer.