Dienstag, 10. November 2015

Emotional priviligiert

Was das Leben kostet!
Was ich kosten darf ist also Leben.
Ist es für jeden so bittersüß?
Ich koste dem Leben zu viel. Ich weiß.
Ich weiß, ich koste mehr als mein Leben, inzwischen.
Ich koste all die Menschenleben, die das Geld gekostet haben muss, dass meine Vorfahren sich erfressen, erprügelt und erkauft haben müssen.
Wäre ich sonst hier und du dort?
Ich koste jeden Bissen, den ich hier mehr esse, als du dort.
Ich koste jeden Buchstaben, den ich auf Papier schreibe, den du nicht verstehst.
Ich koste jede Sekunde, die ich länger lebe als du.
Bin ich wert, was ich koste?
Du bist, was du isst, sagte man. 
Traurig, nicht wahr? Ich bin nicht mehr, als ich koste.
Und alles, was bleibt ist die Hoffnung auf eine Rechnung, die wir teilen könnten, weil es da einen gemeinsamen Nenner gibt.  
Ein Lächeln könnte darauf stehen. 
Ich würde es dir gern ausgeben.
Bloß haben wir arme Leute ein Recht darauf?
Können wir uns das leisten? 

Egal, wir, ich und du, haben es uns beide manchmal verdient.
_


Da sind wir nun.
Endlich angekommen in getriebener Irrjagt.
Schön, hier oben am Boden des Seins.
Du, ihr. Ihr fahrt Achterbahn, rauf und runter immer um mich herum, nährt eure Drachen, und tötet sie.
Immer wieder.
Immer wieder die Selben.
Ihr wollt zum Boden, aber rennt vom Dach des Hauses in den Keller.
Es ist mein Fehler. Ich verstehe euch nicht.
Kann alles sehen und bin doch blind.
Verstehen. Schön und gut.
Helfen? Keine Zeit.
Selbsthilfe? Zu viel verlangt.
In unserer schnellebigen Zeit ist kein Platz für selbstkritische Betrachtung.
Aber ich bin schuld.
Ihr redet.
Ich nicke. Der Achterbahn hinterherblickend, auf meiner kleinen Schaukel verweilend.
Ich bin der Böse.
Denn ich hab auch keine Ahnung: Ich bin langweilig.
Emotional privilegiert.
So weit sind wir gekommen.
Endlich angekommen.