Sonntag, 28. September 2014

Schon wieder Tod


Leben und Tod.
Das sind die Einsen und Nullen in unserem Kopf.
Sie machen uns zu einem denkenden, menschlichen Wesen.
Einsen und Nullen sind es, die uns bewegen.
Und dennoch unterschätzen wir sie. Wir unterschätzen die Stunden, die wir haben.
Wir töten uns schneller, als ohnehin. Mit Mitteln...oder mit einem Zweck.
Warum begreifen wir Menschen, die sonst die Unendlichkeit nicht fassen können, die Endlichkeit, unser Ende nicht?
Ich habe Angst vor dem Tod.
Wenn auch nicht vor meinem.
Nichts würde ich mehr bereuen, als nicht gelebt zu haben, nichts erledigt zu haben, was hier gewesen sein muss.
Aber ich will diese Null, diese Lücke in meiner Gewissheit nicht für immer haben.
Ich bin kein Mensch, der für immer lebt.
Doch Angst ist da. Angst um all diese wunderbaren Menschen, Angst um jeden nicht gedachten Gedanken, Angst um jedes nicht gelebte Gefühl.
Und sie ist hier, genauso wie der Tod. Immer.
Wir bemerken die beiden zu spät.
Ich habe Angst. Gerade jetzt.
Aber ein völlig normaler Mensch hat einmal gesagt: "The pain is there for a reason".
Und nein, wir dürfen nichts verlernen.
Nicht verlernen zu lieben,
nicht verlernen zu weinen,
nicht verlernen zu leben.
Wir atmen und das ist gut so.
Ich weiß, dass ich leben will.
Ich weiß wohin ich will.
Ich weiß, dass alles einen Sinn haben muss.
Und ich weiß jetzt auch warum es so viel nicht gelungesnes Gesagtes über den Tod gibt.
Warum es mir nicht gelingt, etwas Angemessenes zu schreiben, meine brüllenden Ängste und die schlechten Witze zu überhören und das Flüstern zu formulieren.
Man kann den Tod nicht in Worte fassen, obwohl er tausende Namen hat.
Jetzt, in diesem Moment, sterben Menschen. Genau jetzt kommen Kinder auf die Welt. Hier, wo ich jetzt sitze, wird vielleicht einmal ein Mensch sitzen, der das selbe denkt wie ich.
Wenn die Weltgeschichte ein orientalischer Teppich ist, dann ist unsere Lebenszeit nur eine Faser. Wenn überhaupt.
Und vielleicht gibt es irgendwann etwas noch Älteres als uns und vieleicht begreift dieses es dann wenigstens die Unendlichkeit.


_


Tot, sagen sie?
Befreit, sage ich.
Und sie verstehen es falsch.
Ich will mich nicht umbringen oder so.
Ich bin weder Psychopath noch morbide.
Ich bin auch kein Pessimist; das Leben ist ein schöner Vogelkäfig, nur haben wir Angst vor dem Fliegen.
Und was ist Tod, wenn nicht fliehen, fliegen...
Jeder natürliche Tod ist ein Gehen, jeder Suizid ein Fliehen.
Ist ein Mord ein Rauswurf?
Ist ein Unfall...Befreiung?
Darf man solche Fragen stellen?
Helfen uns diese Fragen?
Nein. Denn im Endeffekt ist es doch auch egal: Sie haben Angst vor dem Tod und diese paar Zeilen werden das nicht ändern.
Vogelkäfig hin oder her.

Also bereiten sie sich in aller Ruhe auf ihren Tod vor.
Was ich in der Zeit mache?
Ich lebe.

Ein Titel - Zwei Texte

Im Endeffekt sagt das auch schon alles. Der Blog lebt wieder und wird nun von zwei Wesen bewohnt, welche dem Hobby der philophischen Laberei anhängen.
Das Konzept: Zu einer Überschrift gibt es zwei Texte. Autorenschaft bleibt anonym. Die Autoren sind immer Polli und Max. Wer zuordnen will darf das gerne tun, dies ist aber nicht das Ziel.
Was ist dann das Ziel?
Tja eigentlich wie immer, Poetisches, Witziges, Philosophisches in die Welt posaunen und horchen wer zurücktrompetet. In diesem Sinne: tätärätää!

_


Toll! Steht doch jetzt schon alles oben!
click
Tuuut... Tuuut... Tuuut...

Letzter Text an dich.

Unsere Generation liebt. Viel.
Alles und jeden. Immerzu. Wir lieben Mama, wenn sie leckeres Essen macht, wir lieben unseren Onkel wegen einem coolen Geschenk. Wir lieben Cupcakes und Tiramisu; Wir lieben Sherlock und Heisenberg. Wir lieben Bands, CDs, Klamotten, Fotos, Handys.
Und du sagst du liebst mich.
Und mein Fehler war es, das als besonders anzusehen.
Aber gut. Es ist vorbei. Unschön, denn Geschichten werden manchmal im Nachhinein noch erzählt. Auch solche, die geheim bleiben sollten. Aber warum sollte ich mich über deine Geschichten aufregen...?
Ziehen wir die Bilanz:
Gefühlte 331 Zeilen in 17,3 Geschichten und Texten über dich. Von mir. Für wen auch immer.
Kaum ein brauchbares Exemplar.
Ein halbes Jahr, in dem ich fast nichts Brauchbares geschrieben habe.
Aber es geht bergauf. Denn das ist mein letzter Text an dich.
Du hast mir gezeigt, wie wunderbar es ist, irgendwie sicher zu sein und hast mir am Ende bewiesen, dass man sich nie sicher fühlen darf. Und es ist einfach nicht fair, dass es so geendet hat.
Mir fehlt im Moment ein bisschen die Kraft für Neues, aber das kommt wieder...wahrscheinlich nicht so schnell wie bei dir, aber irgendwann irgendwie wieder. Ich hasse diese Wörter, weil ich sie immer benutzen muss.
Aber für dich gibt es kein irgendwann, für dich gibt es ein jetzt. Und das ist schön. Aber lass es nicht wieder zu schnell zu einem "warum nicht auch dann" werden. Behalte den Moment, so wie ich es dir einmal versucht habe beizubringen.
Du warst eine kleine Aufgabe für mich, von der ich nie gedacht hätte, dass sie so schnell so groß wird.
Ich sitze jetzt hier. Mit einer Zukunft von der du immer sprachst...einer nicht mehr existenten. Und das soll nicht nochmal passieren. Und wenn du verstehst, begreifst, erfährst was ich meine, dann sag es mir. Ich werde dir helfen. In Vertrauen. In Freundschaft.
Ich sitze hier, schreibe meinen letzten ungelesenen Text an dich...und es ist in Ordnung.

_


Du veränderst dich.
Wirst blass, überdeutlich, verquer.
Morgen schon bist du ein anderer Mensch.
Jetzt bist du anders als eben.
Deswegen ist das mein letzter Text an dich.
Vielleicht schreibe ich morgen auch einen, aber er wäre nicht mehr an dich...vielleicht.
Mir hat noch nie irgendjemand einen Text geschrieben, zumindest nicht dem "mir" von heute.
Warum leben wir so schnell?
Wenn wir uns heute aneinander festhalten, behindern wir uns morgen beim gehen.
"Wir sind wie Stachelschweine denen kalt ist", hat Schopenhauer gesagt.
Wieder was dazugelernt.
Wieder verändert.
Tschüss.
Bis morgen.