Dienstag, 30. Dezember 2014

Einfach Irgendwas mit Kälte

Ich sehe diese Welt, diese Stadt, diesen Schnee.
Das Kokain der Depression.
Und ich sehe diese Landschaft, diesen Baum, diese Äste, voller gefrorenem Wasser.
Diese beiden Äste.
Es sind zwei Äste.
Sie berühren sich nicht, aber sie sind verbunden vom Winter, von der Kälte, vom Eis.
Sie erinnern mich an uns. Weil wir ja schließlich auch nie verbunden waren.
Ein Stamm, eine Krone, aber keine Wahl.
Und dennoch sind wir verbunden.
Wie groß der Abstand von Verbindung und Berührung doch sein kann.
Und ich sehe uns, wie wir da sitzen und reden und doch nicht wissen, was wir tun und dass es auf seine Weise gut ist.
Aber es ist eben kalt. Es ist ein Klirren, kein Scheinen.
Und schön ist das Licht, das sich im Eis bricht.
Und zwischen Sonne und Schnee bleibt die Frage nach dem Ende des Winters.
Und ob es uns gut tut-So, wie wir sind.
_
Es herrscht Grieg in meinem Herzen.
So norwegisch
Fühl ich mich.
Sehnsucht nach der Kälte Schmerzen...
Ich will nicht an die Adrien'
Ich will Skandinavien!
_
Kaum eine andere Zeit ruft so gemischte Gefühle auf den Plan.
Es ist kalt...
Die Zeit der Melancholie und der Winterdepressionen.
Manche nutzen sie, um über sich und das fast vergangene Jahr zu reflektieren. 
Anderen ist einfach nur kalt.
Besorgte Bürger gehen auf die Straße um zu demonstrieren, obwohl es kalt ist. Oder gerade deswegen. Gegen den Schnee haben sie ja nichts, nur vor ihrer Haustür soll er sich doch bitte nicht niederlassen, genau wie die Einwanderer.
Anderswo sterben gerade unzählige Menschen aus Ebola an Westafrika.
Sensation!
IS-Selbstmordattentäter stirbt als 23 Zivilisten auf einer Beerdigung explodieren!    
Aber dort ist es ja nicht kalt. 
Denn das ist doch schließlich unser größtes Problem. 
Es ist kalt...
Uns ist kalt...
Wir sind kalt...

Sonntag, 14. Dezember 2014

Vernunft

Er wäre gern wie alle, aber er ertrinkt.
Er greift nach ihr, denkt er kann sich festhalten, doch sie ist leer, ein falsches Bild am falschen Ort.
Er war schon immer, wie er ist.
Aber er hat es satt unterhaltsam zu sein.
Ein dicker Clown sieht immer drollig aus, auch wenn er über seine riesigen Schuhe fällt.
Jeder verwechselt das Blut mit Theaterschminke.
Er würde nicht fallen, hätte er sie an seiner Seite.
Sie hat ihm nie gehört, auch wenn er sie liebte.
Und er ist sich seiner Schuld bewusst, denn er hat oft gegen sie gehandelt.
Er ertrinkt, weil er nicht weiß, dass er neben Lungen auch Kiemen hat.
Und im letzten Moment bereut er, weil er stirbt und sie überlebt.
Doch die Vernunft stirbt zuletzt.

_

Erzählt mir eine gute Geschichte die mit dem Satz: "Heute bin ich mal vernünftig gewesen" beginnt.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Monster

Sie sind da.
Sie existieren.
Sie sehen vielleicht anders aus als die, die ich sehe, aber da sind sie trotzdem.
Und sie sind bunt.
Und deshalb sind sie böse.
Für dich. Für den Rest.
Du magst sie nicht, weil sie anders sind.
Sie sind bunt und haben Ecken, manchmal Rundungen.
Und wegen Menschen wie dir zieht sich der Typ, 
dem Blumen aus den Augenbrauen wachsen, den Hut tiefer ins Gesicht.
Aber er ist da.
Und du weißt es.
Und du weißt, dass er das darf.
Du weißt nur nicht, ob seine Eigenheiten kompatibel mit deinen sind.
Das kleine Mädchen in deiner Straße hat sich das Zuhören abgewöhnt und
statt ihrer Ohren hat sie Heuschrecken.
Hast du sie wirklich nicht bemerkt?
Als du weggesehen hast, als der große blonde Junge in dem grün-blau-orangen Mantel
sie schlug?
Sie verdient diesen Namen nicht.
Das Monster bist doch du.

_

Heute Morgen sah ich ein Monster im Spiegel. Ich wusch es, kämmte es, doch es blieb ein Monster.
Ich trage es durch den Tag. Es redet mit mir, befiehlt, leitet mich, handelt.
Und ihr seht es nicht.
Es sitzt auf meinem Rücken, auf der Schulter, flüstert mir ins Ohr oder zieht mir an den Haaren.
Und ihr seht es nicht.
Es hängt sich an mein Bein oder schleift mich durch die Gänge des täglichen Elends.
Und ihr seht es nicht.
Keine Ahnung, was es ist. Es macht mich krank, knabbert an meinen Innereien.
Es hat mein verdammtes Herz tot gemacht!
Ich fühle mich taub. Mein Kopf sagt mir jetzt was ich fühle -
aber auch was ich denke; führt mit sich selbst den Dialog, den er sonst mit dem Herzen hätte.
Er kreist, verwirrt, sich selbst den Gegenspieler liefernd, den er doch braucht, der doch mein Antrieb war...
Er wird verrückt und mein Monster klatscht in die Hände und macht Salti.
Ich wünschte, es wär nicht.
Ich wünschte, ich fühlte.
Aber ein Dichter muss leiden um schreiben zu können.

Montag, 1. Dezember 2014

Physik

Antwortsatz

Tod und Leben und
Immer mittelmäßig gut
Und immer falsch was ich sage
Und dumm, was ich tu.

Wir selbst, das sind die Fehler,
Die wir zweimal machen.
Wir setzen uns zusammen,
Aus den Menschen, die wir nicht sind.

Du stirbst nicht, du lebst.
Du bist hier und stehst
Vor mir, Homo Sapiens
Bin sechzehnundzwanzig.

_

Mechanisch bewegt webt sich etwas in dir ein. 
Mit dem Hin und Her des Pendels der Zeit wird es gefestigt, verschraubt, vertaut.
Vertraut ist es bald und war doch fremd.
Du hast es getragen auf längeren wegen um Kräfte zu sparen.
Mit dem Tick und Tack deiner inneren Uhr wird es wahr.
Klar, es ist vertraut und war doch fremd.
Es ist das, was man Wissen nennt...

Und was wissen wir nicht alles!
Wir wissen zum Beispiel, dass alles Physik ist. Unser ganzes Leben.
Denn Biologie ist Chemie und Chemie ist Physik, weil dass was diese kleinen fiesen Elektronenbiester machen, ist nichts als Physik.
Das ist er: der Boden der Erkenntnis.
Wir sind Zufall.
Wir sind Launen der Physik.

Wie kalt das klingt...
Francois Lelorde lässt Hector auf der suche nach dem Glück notieren: " Frage: ist Glück nur eine chemische Reaktion im Hirn?" 
Ist Glück also auch nur Physik?
" nein!!!" werden wir alle aufschreien.
Natürlich.
Wir sind ja Menschen.
Wir hoffen, dass alles irgendwie einen Sinn hat,
Dass es diesem Planeten nicht scheißegal ist ob etwas lebt oder nicht.
Aber irgendwie wissen wir es doch.
Wir wissen, dass wir Zufall sind.
Warum?
Weil wir gedacht, gefragt und geforscht haben. Weil wir wissen wollen.
Alles!
Wir wollen wissen wo unser Mann war.

Auch wenn es nicht gut ist.
Wir wollen wissen, warum wir wie handeln.
Auch wenn es egal ist.
Wir wollen wissen,warum wir leben.
Auch wenn es fatal ist.

Wir wissen, warum  Sterne funkeln, warum sich Planeten drehen, wir wissen sogar, warum Glühwürmchen leuchten!
Toll.
Boote schwimmen. Flugzeuge fliegen. Menschen gehen. 
Das ist doch alles normal. Gesehen. Gehört. Verstanden.
Und dabei habe wir das doch einmal bewundert!
Als wir Kinder waren.
Wie stolz wir waren, bei unseren ersten Fahrradfahrversuchen, wie schön es war, Papierflieger zu bauen!
Und jetzt steht das alles fest. Alles ist logisch. Auftrieb undso.
Und natürlich dreht sich die Erde, und natürlich leuchten Sterne, weil Gase verbrennen.

Ihr haltet mich manchmal für kindisch, weil ich verzückt einer Kerze beim Brennen zusehe oder mich freue, wenn im Chemieunterricht eine Flüssigkeit ihre Farbe ändert.
Ich staune. Ihr versteht.
Ich bin glücklich. Ihr habt Probleme.
Ich habe Momente. Ihr habt Zukunft.
Aber mir sind glückliche Momente lieber als eine problemhafte Zukunft.

Staunen und verstehen sind Gegensätze.
Sie halten die Waage.
Und ich werde immer ein wenig mehr auf die Seite des staunens legen...




Sonntag, 23. November 2014

Hierseinsgefasel


Schlecht hin.

Hoffnung ist dein bemaltes Gesicht,
bis die Wahrheit dir Farbe entfernt
Bis du dich im Boden spiegelst
und man durch dich eine Leinwand sieht.

Dennoch sind wir alle vom Leben gezeichnet.
Bilder zerrissen und wieder geflickt,
Mit einem Lächeln geschaffen,
und wieder an den Nagel gehängt.

Doch in Hunderten von Jahren,
Wenn wir dann alle tot sind
Wird uns mit neuen Augen
Ein neues Leben eingehaucht.

Sind wir Millionen wert
Und jeder benennt uns mit dem, was wir sind.
Hier und jetzt für immer
. Ein Meisterwerk schlechthin.




_





Wenn alter Philosoph ich wär,
Ja das fänd' ich fein.
Bücher schrieb ich mit Homer;
Mit Epikur da tränk ich Wein.

Mit Diogenes teilt ich ne Tonne,
Solang sich das aushalten lässt,
Genieße köngisfreie Sonne,
Oder geh zu Aristoteles.

Sokrates dem stellt ich Fragen.
Einfach aus dem Bauch heraus.
Und wüsste ich nichts mehr zu sagen,
Hilft Platon mit Ideen aus.

Wenn alter Philosoph ich wär,
Wäre das schon schön.
Kant den nähm ich bei der Hand,
Würd mit ihm spazieren gehn.

Lessing stellt ich Tolkien vor,
Allein der Ringe wegen.
Und kam euch das auch tollkühn vor,
Ich wäre sicher nicht verlegen.

Nach Frankreich tät ich reisen.
Rousseau, Satre, Descartes!
Um mit ihnen gut zu speisen,
Nach Franzosenart.

Wenn alter Philosoph ich wär,
Das wär ein bisschen schrill.
Meine Sätze wären legendär,
Wie von Bentham und Mill.

Sicher wär ich auch mal sauer.
So schlimm ich wöllt mich glatt erschießen!
Da ginge ich zu Schopenhauer,
Um den Tag mir zu vermiesen.

Nietzsche schenkte ich Narzissen.
Vielleicht ein Spiegelchen dazu.
Sollt Dialektik ich vermissen,
Käm bei Hegel ich zur Ruh.

Wenn alter Philosoph ich wär,
Dann wurde ihr mich lesen.
Mich fleißig in der Schule lernen,
Alle meine Thesen.

Ihr ließet gutes Geld, denn
Meine Anekdoten, Geschichten,
Und Zitate würden helfen
Manchen Streit von euch zu schlichten.

Meine Bücher wären in aller Munde,
Die Schlauen hätten sie gelesen,
Besprächen sie in großer Runde...
Ja, das wäre schön gewesen.

Wenn alter Philosoph ich wär,
Da gäbs nur ein Problem:
Denn man braucht, und das ist schwer,
Selber mal Ideen.

Da beginne ich zu stutzen,
Sehe meinen Fehler ein,
Und werde nun mein Leben nutzen,
Neuer Philosoph zu sein.

Wenn neuer Philosoph ich wär,
das wäre fast banal:
Ich les die alten Meister,
Und erzähle das nochmal.

Ich könnt in meinen Worten
Bekanntes neu erzählen.
Weisheiten aller Sorten,
damit könnt ich euch quälen.

Ich würde ständig reden,
Und dächt ich auch verquer,
Es käme mir gelegen
Das alles zu erklärn.

Wenn neuer Philosoph ich wär,
ich hielte nicht den Schnabel
Und taufte diese Lehre:
Hierseinsgefasel.

Sonntag, 16. November 2014

Zug um Zug

Langsam, durch die Nacht sich neigend,
Befährt mein Zug die Gleise.
Bewegung und doch keine Regung schlägt um sich.
Nicht Tag.
Nicht schnell, hell, hektisch, laut.
Sondern vertraut, ruhig, müde, trübe.
Bleib. Fahrende Stille und Einigkeit...
Doch gleich ist es so weit:
Es geht Nacht in Tag hinüber
Und alles lebt und regt sich,
Alles geht und steht so wichtig,
Richtig?
Für mich nicht.

_

Es ist nicht gerecht.
Das Leben ist eine ungerechte Partie.
Ich spiele um meine Zukunft, mein Glück.
Ich sehe das Gesicht meines Gegenübers nicht, kenne nur seinen vielen Namen.
Poker? Skat?
Ich kann die Grenzen des Spielfeldes nicht sehen. Was ist das?
Ein Puzzle? Labyrinth?
Ich versuche meine Karten zu spielen, doch sie sind nutzlos. Nur niedrige Zahlen.
Roulette? Monopoly?
Ich weiß nur, dass es wohl um viel gehen muss. Was ist hier das Ziel?
Flaschendrehen? Memory?
Hier geht es doch um jeden Zug. Irgendwo in meinem Ärmel steckt ein Ass.
Felderball? Wer wird Millionär?
Ich habe genug.
Ihr zieht mich nicht über den Tisch.
Schach.

Montag, 10. November 2014

Lebensweisheiten

Erst wenn das letzte Foto geliked ist und der letzte Status geteilt, dann werdet ihr merken, dass Lebensweisheiten auf facebook die Tiefe eines Teelöffels haben.
- altes indianisches Sprichwort

Und natürlich stimmt das auch nicht.
Aber manchmal geht einem die inflationäre Verwendung von solchen Sprüchen auf den Geist. Ja. Es gibt bestimmt Wege "das Glück" zu finden, aber warum zur Hölle muss jeder, der glaubt einen solchen gefunden zu haben, mir diesen auf die Nase binden. Und dann auch noch in Reimen. Hauptsache pathetisch!
Ist schon wer auf die Idee gekommen, facebook und tumblr seiten mit Weisheiten zu füllen wie: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei?
Ich weiß es nicht. Und eigentlich sollte es mir egal sein. Hakuna matata undso.
Aber es ist schon manchmal nervig, wenn man solches Glücksratgebergerede ständig zu lesen bekommt... unter Fotos, als Fotos, in jedem Staus...bla bla blubb.
Das regt einen schon manchmal auf.
Und noch mehr regen mich diese Blogschreiber auf, die immer glauben Ahnung zu haben!
Aber gut. Hier noch meine Lieblingslebensweisheit, von Oma oft gehört: Man kann so dumm sein, wie man will, man muss sich nur zu helfen wissen!
In diesem Sinne, einfach mal selber über sein Leben nachdenken und es nicht irgendwelche Leute machen lassen, die man dann zitiert.
Hilfe, war das jetzt eine Weisheit?!



_



Es flüstert, es piept, es singt, es brüllt, es kitzelt, es zwickt, es klatscht, es schlägt, letztendlich erstickt es.

Hört auf, mir ständig Mut zu machen! Mir zu erzählen, wie ich glücklich bin!
Ich will noch meinen Traum leben.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Sonntagabendlethargie

Sonntagabendlethargie,
Langsamer Swing und Philosophie,
Alles Gedachte bleibt Theorie,
Verwirklicht wird nie,
Sonntagabendlethargie

_


Gelebt, geweint, gefeiert, gedacht, aufgebaut, erträumt.
Wir sterben nicht an Lethargie.
Lege den Hefter mit alten Rechnungen in die Ecke.
Schlafe ein.
Ich geh jetzt.

Samstag, 4. Oktober 2014

Bilder

Diese Bilder. Du. Die Bilder.
Du mit den perfekten weißen Zähnen, der Brille, die dich so interessant aussehen lässt.
Deine Augen. Dein Mund. Perfekt.
Und du weißt immer, was zu sagen ist im richtigen Moment.
Du bist tierisch fotogen.
Du kannst alles, was du anpackst, du verstehst jedes Gefühl.
Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem du mal krank warst, du bist nie müde und immer nett.
Alle wären auf dich neidisch, wärst du nicht deren bester Freund.
Du bist der beste in der Schule und trotzdem kein Streber, du rauchst nicht, allgemein.
Die halbe Schule ist in dich verknallt, und die Hälfte sind alle Mädchen.
Du strebst nicht nach Erfolg, bei dir ist er einfach da.
Und diese Haare sitzen immer. Sie ist zeitlos, deine Frisur.
Ich habe diese Bilder, sie zeigen uns so gut.
Du träumst nie, bist immer präsent.
Immer wunderschön.
Immer kannst du alles.
Immer könnte ich zu dir aufblicken.
Du hast den besten Ruf der Stadt. Du bist nie peinlich. Und zeigst dennoch, wer du bist.
Du kannst vor vielen Menschen sprechen und du kannst tanzen und zu allem hast du die richtige Meinung.
Viele fragen sich, warum nicht jeder so sein kann wie du, du Gentleman, mein Gentleman.
Du hast nie Flecken auf dem Hemd und ich versteh nicht, wie du das schaffst.
Du bist perfekt, das sagen mir die Bilder.
Und jeder liebt dich -  nur nicht ich.

_

Wie fantastisch es doch wäre, die Schönhet eines einzigen Augenblicks einfrieren zu können. Die überwältigende Vollkommenheit einer Nanosekunde in sich aufzunehmen, Stunden, Tage, Zeiten lang...Cashback.
Wir verbringen unser Leben damit dies zu versuchen. Momente festzuhalten. Daten, Erinnerungen, Bilder. Alles nicht vergleichbar mit Realität. Ein Moment lebt von seiner Nicht-Existenz, seiner Flüchtigkeit. Aber wie wäre es weiterzugehen? Einen Moment anhalten, einen Moment leben!
Stellen wir uns vor wir könnten auch nur eine Sekunde länger in dem verweilen, was grade war...
wir würden sterben.
Zerstört von Schönheit. Geblendet von Erkenntnis. Erstickt durch Unendlichkeit.
Ein Tod, der durch seine Unmöglichkeit perfekt scheint.
Aber dieses ganze Momentgerede kennt man doch schon. Man will Neues. Ein Bild schaut man sich auch nicht tausendmal an, sondern man macht tausend neue...irgendwie ironisch...das wir dem Hauch des Moments die Chance verwehren...nur der echte ist gut für uns und wir wollen viel, mehr als wir vertragen, aber das ist egal, hauptsache viel! Viele Momente und viele Bilder davon, damit alle es sehen können, groß und fett, wie schön unsere Momente waren!
Für wen machen wir das? Für die anderen, für uns?
Was machen wir in dem Moment, in dem wir warten...in dem die Fotos hochgeladen werden...
Nichts. Wir warten, sinnlos. Und wer will schon dieses warten im Moment einfrieren?
Wir wollen viele schöne Momente und versinken im Belanglosen.
Wir wollen leben, aber doch bitteschön nur, wenn alle mitmachen.
Warum gilt Yolo nur auf Parties?
Warum heißt "den Moment leben“ gleich nicht mehr an die Zukunft denken?
Warum muss Leben immer geil genug für Facebook sein?
Warum leben wir nicht dann, wenn wir könnten?
Warum denken wir über unser Leben nach?
Warum schreiben wir darüber?
Warum klagen wir an?
Warum schreiben wir "wir" - Wenn ich doch "ich" meine...

Sonntag, 28. September 2014

Schon wieder Tod


Leben und Tod.
Das sind die Einsen und Nullen in unserem Kopf.
Sie machen uns zu einem denkenden, menschlichen Wesen.
Einsen und Nullen sind es, die uns bewegen.
Und dennoch unterschätzen wir sie. Wir unterschätzen die Stunden, die wir haben.
Wir töten uns schneller, als ohnehin. Mit Mitteln...oder mit einem Zweck.
Warum begreifen wir Menschen, die sonst die Unendlichkeit nicht fassen können, die Endlichkeit, unser Ende nicht?
Ich habe Angst vor dem Tod.
Wenn auch nicht vor meinem.
Nichts würde ich mehr bereuen, als nicht gelebt zu haben, nichts erledigt zu haben, was hier gewesen sein muss.
Aber ich will diese Null, diese Lücke in meiner Gewissheit nicht für immer haben.
Ich bin kein Mensch, der für immer lebt.
Doch Angst ist da. Angst um all diese wunderbaren Menschen, Angst um jeden nicht gedachten Gedanken, Angst um jedes nicht gelebte Gefühl.
Und sie ist hier, genauso wie der Tod. Immer.
Wir bemerken die beiden zu spät.
Ich habe Angst. Gerade jetzt.
Aber ein völlig normaler Mensch hat einmal gesagt: "The pain is there for a reason".
Und nein, wir dürfen nichts verlernen.
Nicht verlernen zu lieben,
nicht verlernen zu weinen,
nicht verlernen zu leben.
Wir atmen und das ist gut so.
Ich weiß, dass ich leben will.
Ich weiß wohin ich will.
Ich weiß, dass alles einen Sinn haben muss.
Und ich weiß jetzt auch warum es so viel nicht gelungesnes Gesagtes über den Tod gibt.
Warum es mir nicht gelingt, etwas Angemessenes zu schreiben, meine brüllenden Ängste und die schlechten Witze zu überhören und das Flüstern zu formulieren.
Man kann den Tod nicht in Worte fassen, obwohl er tausende Namen hat.
Jetzt, in diesem Moment, sterben Menschen. Genau jetzt kommen Kinder auf die Welt. Hier, wo ich jetzt sitze, wird vielleicht einmal ein Mensch sitzen, der das selbe denkt wie ich.
Wenn die Weltgeschichte ein orientalischer Teppich ist, dann ist unsere Lebenszeit nur eine Faser. Wenn überhaupt.
Und vielleicht gibt es irgendwann etwas noch Älteres als uns und vieleicht begreift dieses es dann wenigstens die Unendlichkeit.


_


Tot, sagen sie?
Befreit, sage ich.
Und sie verstehen es falsch.
Ich will mich nicht umbringen oder so.
Ich bin weder Psychopath noch morbide.
Ich bin auch kein Pessimist; das Leben ist ein schöner Vogelkäfig, nur haben wir Angst vor dem Fliegen.
Und was ist Tod, wenn nicht fliehen, fliegen...
Jeder natürliche Tod ist ein Gehen, jeder Suizid ein Fliehen.
Ist ein Mord ein Rauswurf?
Ist ein Unfall...Befreiung?
Darf man solche Fragen stellen?
Helfen uns diese Fragen?
Nein. Denn im Endeffekt ist es doch auch egal: Sie haben Angst vor dem Tod und diese paar Zeilen werden das nicht ändern.
Vogelkäfig hin oder her.

Also bereiten sie sich in aller Ruhe auf ihren Tod vor.
Was ich in der Zeit mache?
Ich lebe.

Ein Titel - Zwei Texte

Im Endeffekt sagt das auch schon alles. Der Blog lebt wieder und wird nun von zwei Wesen bewohnt, welche dem Hobby der philophischen Laberei anhängen.
Das Konzept: Zu einer Überschrift gibt es zwei Texte. Autorenschaft bleibt anonym. Die Autoren sind immer Polli und Max. Wer zuordnen will darf das gerne tun, dies ist aber nicht das Ziel.
Was ist dann das Ziel?
Tja eigentlich wie immer, Poetisches, Witziges, Philosophisches in die Welt posaunen und horchen wer zurücktrompetet. In diesem Sinne: tätärätää!

_


Toll! Steht doch jetzt schon alles oben!
click
Tuuut... Tuuut... Tuuut...

Letzter Text an dich.

Unsere Generation liebt. Viel.
Alles und jeden. Immerzu. Wir lieben Mama, wenn sie leckeres Essen macht, wir lieben unseren Onkel wegen einem coolen Geschenk. Wir lieben Cupcakes und Tiramisu; Wir lieben Sherlock und Heisenberg. Wir lieben Bands, CDs, Klamotten, Fotos, Handys.
Und du sagst du liebst mich.
Und mein Fehler war es, das als besonders anzusehen.
Aber gut. Es ist vorbei. Unschön, denn Geschichten werden manchmal im Nachhinein noch erzählt. Auch solche, die geheim bleiben sollten. Aber warum sollte ich mich über deine Geschichten aufregen...?
Ziehen wir die Bilanz:
Gefühlte 331 Zeilen in 17,3 Geschichten und Texten über dich. Von mir. Für wen auch immer.
Kaum ein brauchbares Exemplar.
Ein halbes Jahr, in dem ich fast nichts Brauchbares geschrieben habe.
Aber es geht bergauf. Denn das ist mein letzter Text an dich.
Du hast mir gezeigt, wie wunderbar es ist, irgendwie sicher zu sein und hast mir am Ende bewiesen, dass man sich nie sicher fühlen darf. Und es ist einfach nicht fair, dass es so geendet hat.
Mir fehlt im Moment ein bisschen die Kraft für Neues, aber das kommt wieder...wahrscheinlich nicht so schnell wie bei dir, aber irgendwann irgendwie wieder. Ich hasse diese Wörter, weil ich sie immer benutzen muss.
Aber für dich gibt es kein irgendwann, für dich gibt es ein jetzt. Und das ist schön. Aber lass es nicht wieder zu schnell zu einem "warum nicht auch dann" werden. Behalte den Moment, so wie ich es dir einmal versucht habe beizubringen.
Du warst eine kleine Aufgabe für mich, von der ich nie gedacht hätte, dass sie so schnell so groß wird.
Ich sitze jetzt hier. Mit einer Zukunft von der du immer sprachst...einer nicht mehr existenten. Und das soll nicht nochmal passieren. Und wenn du verstehst, begreifst, erfährst was ich meine, dann sag es mir. Ich werde dir helfen. In Vertrauen. In Freundschaft.
Ich sitze hier, schreibe meinen letzten ungelesenen Text an dich...und es ist in Ordnung.

_


Du veränderst dich.
Wirst blass, überdeutlich, verquer.
Morgen schon bist du ein anderer Mensch.
Jetzt bist du anders als eben.
Deswegen ist das mein letzter Text an dich.
Vielleicht schreibe ich morgen auch einen, aber er wäre nicht mehr an dich...vielleicht.
Mir hat noch nie irgendjemand einen Text geschrieben, zumindest nicht dem "mir" von heute.
Warum leben wir so schnell?
Wenn wir uns heute aneinander festhalten, behindern wir uns morgen beim gehen.
"Wir sind wie Stachelschweine denen kalt ist", hat Schopenhauer gesagt.
Wieder was dazugelernt.
Wieder verändert.
Tschüss.
Bis morgen.