Dienstag, 9. Dezember 2014

Monster

Sie sind da.
Sie existieren.
Sie sehen vielleicht anders aus als die, die ich sehe, aber da sind sie trotzdem.
Und sie sind bunt.
Und deshalb sind sie böse.
Für dich. Für den Rest.
Du magst sie nicht, weil sie anders sind.
Sie sind bunt und haben Ecken, manchmal Rundungen.
Und wegen Menschen wie dir zieht sich der Typ, 
dem Blumen aus den Augenbrauen wachsen, den Hut tiefer ins Gesicht.
Aber er ist da.
Und du weißt es.
Und du weißt, dass er das darf.
Du weißt nur nicht, ob seine Eigenheiten kompatibel mit deinen sind.
Das kleine Mädchen in deiner Straße hat sich das Zuhören abgewöhnt und
statt ihrer Ohren hat sie Heuschrecken.
Hast du sie wirklich nicht bemerkt?
Als du weggesehen hast, als der große blonde Junge in dem grün-blau-orangen Mantel
sie schlug?
Sie verdient diesen Namen nicht.
Das Monster bist doch du.

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Heute Morgen sah ich ein Monster im Spiegel. Ich wusch es, kämmte es, doch es blieb ein Monster.
Ich trage es durch den Tag. Es redet mit mir, befiehlt, leitet mich, handelt.
Und ihr seht es nicht.
Es sitzt auf meinem Rücken, auf der Schulter, flüstert mir ins Ohr oder zieht mir an den Haaren.
Und ihr seht es nicht.
Es hängt sich an mein Bein oder schleift mich durch die Gänge des täglichen Elends.
Und ihr seht es nicht.
Keine Ahnung, was es ist. Es macht mich krank, knabbert an meinen Innereien.
Es hat mein verdammtes Herz tot gemacht!
Ich fühle mich taub. Mein Kopf sagt mir jetzt was ich fühle -
aber auch was ich denke; führt mit sich selbst den Dialog, den er sonst mit dem Herzen hätte.
Er kreist, verwirrt, sich selbst den Gegenspieler liefernd, den er doch braucht, der doch mein Antrieb war...
Er wird verrückt und mein Monster klatscht in die Hände und macht Salti.
Ich wünschte, es wär nicht.
Ich wünschte, ich fühlte.
Aber ein Dichter muss leiden um schreiben zu können.

1 Kommentar:

  1. Ein Dichter muss leiden um schreiben zu können, wie recht du doch hast.

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